Büddenstedt
| Büddenstedt Stadt Helmstedt
| ||
|---|---|---|
| Koordinaten | 52° 10′ N, 11° 2′ O | |
| Höhe | 134 m ü. NN | |
| Fläche | 19,54 km² | |
| Einwohner | 1378 (31. Dez. 2023) | |
| Bevölkerungsdichte | 71 Einwohner/km² | |
| Eingemeindung | 1. Juli 2017 | |
| Eingemeindet nach | Helmstedt | |
| Postleitzahlen | 38372, 38350 | |
| Vorwahl | 05352 | |
Lage von Büddenstedt in Niedersachsen | ||
Büddenstedt ist ein Stadtteil der Kreisstadt Helmstedt im Landkreis Helmstedt in Niedersachsen in Deutschland.
Geografie
Geografische Lage
Büddenstedt liegt im Osten Niedersachsens nahe der Grenze zu Sachsen-Anhalt. Bis zur Wiedervereinigung Deutschlands befand sich der Ort direkt an der innerdeutschen Grenze zur DDR im Zonenrandgebiet. Etwa zehn Kilometer südlich befindet sich die Kreisstadt Helmstedt und etwa zwei Kilometer östlich die Stadt Schöningen. Die Gemeinde liegt im Bereich der Helmstedter Mulde unmittelbar an der Grenze zu Sachsen-Anhalt.
Nachbargemeinden
- Gemeinde Harbke
- Stadt Helmstedt
- Stadt Schöningen
Geschichte
Alt Büddenstedt
Büddenstedt wurde 1121 erstmals als Badenstedi erwähnt. Später wurde zwischen Groß Büddenstedt und Klein Büddenstedt unterschieden, wobei Klein Büddenstedt 1547 letztmals erwähnt wurde und wüst fiel. Eine Kirche in Groß Büddenstedt bestand seit dem Mittelalter. Trotz des Besuchs des Reformators Johannes Bugenhagen blieb der Ort beim katholischen Glauben.[1]
Der Ort stand auf reichhaltigen Braunkohleflözen und musste deshalb nach 1935 zur Kohlegewinnung dem Tagebau Treue weichen.
Insgesamt verlief die Umsiedlung sehr zäh. Es gelang der BKB zwar, bis 1937 alle Landwirtschaftsbetriebe aufzukaufen, trotzdem wuchs die Einwohnerzahl in dieser Zeit auf fast 1700, weil es kein Zuzugsverbot gab und der Wohnungsbedarf groß war.[2] Selbst als 1942 schon einige Straßenzeilen dem Tagebau zum Opfer gefallen waren, lebten immer noch 730 Menschen in Büddenstedt.[3] 1943 wurde die Kirche gesprengt, nachdem 1941 bereits der Friedhof abgetragen war.[4]
Erst 1947 verließen die letzten Einwohner das Dorf Büddenstedt. Dafür war sogar eine Anweisung der britischen Militärregierung notwendig.[5] Noch 1947 wurden die restlichen Häuser und Straßen des Dorfes komplett abgetragen, 1948 folgte als letztes Haus das Stationsgebäude.[6] Der Ortsname Büddenstedt sollte erst 1974 wiederaufleben, als Name für den Zusammenschluss der Gemeinden Neu Büddenstedt, Offleben und Reinsdorf/Hohnsleben.
Neu Büddenstedt
Ab 1935 wurde unweit der alten Dorfstelle durch die Braunschweigischen Kohlen-Bergwerke (BKB) die Siedlung Neu Büddenstedt errichtet. Sie entstand nach Plänen des Magdeburger Architekten Paul Schaeffer-Heyrothsberge.[7] Allerdings siedelten sich dort nicht nur die Einwohner von Alt Büddenstedt an, sondern auch Menschen aus anderen Dörfern.

Nach dem Zweiten Weltkrieg profitierte die Region wirtschaftlich durch die BKB, deren Kraftwerk Offleben und später Kraftwerk Buschhaus sowie mehrere Tagebaue sich zum Teil auf dem Gemeindegebiet befanden. Der relative Wohlstand erlaubte die Errichtung großzügiger öffentlicher Einrichtungen in Neu Büddenstedt, wie der Erich-Kästner-Schule mit Sportanlagen und beheiztem Schwimmbad. Die Bevölkerungszahl stieg schnell an, zum Teil auch infolge Zuzug von Vertriebenen z. B. aus dem Sudetenland. Ausgekohlte Tagebaue wurden ab 1970 als Wälder oder Seen rekultiviert, wodurch abwechslungsreiche Naherholungsgebiete entstanden, z. B. in den ehemaligen Tagebauen Wulfersdorf, Alversdorf, Anna Nord und Anna Süd. Im ehemaligen Tagebau Helmstedt nördlich von Neu Büddenstedt soll ein großer Badesee durch Zulauf von Grundwasser ab 2005 entstehen, was voraussichtlich jedoch mehrere Jahrzehnte in Anspruch nehmen wird.
Am 1. April 1971 erhielten Neu Büddenstedt, Offleben und Reinsdorf kleine Gebietsteile der wegen des Braunkohletagebaus aufgelösten Gemeinde Alversdorf.[8]
Büddenstedt
Am 1. März 1974 schlossen sich die Gemeinden Neu Büddenstedt, Offleben und Reinsdorf zur Gemeinde Büddenstedt zusammen.[9]
Mit dem Versiegen der Kohlevorkommen ging in den 1990er-Jahren auch die wirtschaftlich gute Lage der Gemeinde zu Ende, was durch den Wegfall der Zonenrandförderung noch verschärft wurde. Am 9. August 2002 wurde das Kraftwerk Offleben stillgelegt, was mit dem Verlust zahlreicher Arbeitsplätze und schwindenden Steuereinnahmen für die Gemeinde verbunden war.
Bis 2011 wurden die Kraftwerksanlagen des ehemaligen Kraftwerks Offleben vollständig zurückgebaut und es entstand auf dem ehemaligen Kraftwerksgelände eine Gewerbefläche für neue Ansiedlungen von Industrie- und Gewerbebetrieben. Bei dieser Gewerbefläche handelt es sich um die größte ausgewiesene Gewerbefläche im Landkreis Helmstedt. Verblieben sind darüber hinaus wenige größere Arbeitgeber wie zum Beispiel die Plastic Omnium SA. Durch aktuelle Maßnahmen zur Verbesserung der Wohn- und Umweltqualität ist der Wandel der Gemeinde Büddenstedt von einer reinen „Industriegemeinde“ zu einer Wohngemeinde im „Grünen“ derzeit in vollem Gange. Das Kraftwerk Buschhaus wurde in die Reserve überführt und wird im Jahr 2021 endgültig stillgelegt. Die direkt angrenzende Müllverbrennungsanlage der EEW Energy from Waste (EEW) wird weiter betrieben und mit einer Klärschlammverbrennung ausgebaut.
Die Gemeinde Büddenstedt hatte per 31. Dezember 2015 eine Fläche von 19,54 km² und 2485 Einwohner. Zur Gemeinde gehörten die Ortsteile Neu Büddenstedt, Hohnsleben, Offleben und Reinsdorf.[10]
Eingemeindungen
Zum 1. Juli 2017 fusionierten Büddenstedt und Helmstedt. Während Büddenstedt als Ortsteil der Kreisstadt fortbesteht, bilden Hohnsleben, Offleben und Reinsdorf den Ortsteil Offleben.[11]
Einwohnerentwicklung
| Jahr | Einwohner |
|---|---|
| … | … |
| 1974 | 4.445 |
| 1975 | 4.283 |
| 1976 | 4.180 |
| 1977 | 4.059 |
| 1978 | 4.005 |
| 1979 | 3.913 |
| 1980 | 3.931 |
| 1981 | 3.875 |
| 1982 | 3.839 |
| 1983 | 3.769 |
| 1984 | 3.692 |
| 1985 | 3.622 |
| 1986 | 3.608 |
| 1987 | 3.507 |
| 1988 | 3.514 |
| 1989 | 3.590 |
| 1990 | 3.694 |
| 1991 | 3.683 |
| 1992 | 3.689 |
| 1993 | 3.614 |
| 1994 | 3.592 |
| 1995 | 3.586 |
| 1996 | 3.487 |
| 1997 | 3.453 |
| 1998 | 3.410 |
| 1999 | 3.368 |
| 2000 | 3.305 |
| 2001 | 3.257 |
| 2002 | 3.208 |
| 2003 | 3.128 |
| 2004 | 3.148 |
| 2005 | 3.070 |
| 2006 | 3.020 |
| 2007 | 2.976 |
| 2008 | 2.931 |
| 2009 | 2.859 |
| 2010 | 2.802 |
| 2011 | 2.709 |
| … | … |
| 2015 | 2.485 |
| … | … |
| 2023 | 1.378 |
| … | … |
Religion
Die evangelisch-lutherische Martin-Luther-Kirche befindet sich am Martin-Luther-Platz, 1955 wurde sie eingeweiht. Im ehemaligen Dorf Büddenstedt, das in den 1940er-Jahren dem Kohletagebau weichen musste, stand bereits eine evangelisch-lutherische Kirche. Am Karfreitag 1943 wurde sie gesprengt.
Die katholische St.-Barbara-Kirche wurde ab 1950 errichtet und benannt nach der Schutzpatronin der Bergleute. Sie wurde am 19. August 1951 geweiht und gehörte zur Pfarrgemeinde Maria Hilfe der Christen in Schöningen. Am 18. August 2024 fand die letzte Heilige Messe statt und die St.-Barbara-Kirche wurde profaniert (entweiht) und der weltlichen Nutzung zurückgegeben. Hintergrund war, dass das Bistum Hildesheim sich wegen rückläufiger Kirchengemeinden-Mitgliederzahlen mittelfristig von etwa 50 % seines Immobilien-Bestandes trennen musste.[12] Im Frühjahr 2025 entschied der Ortsrat, dass die Kirche abgerissen und das Gelände als Bauland verkauft werden soll.[13] Gegen den beschlossenen Abriss des katholischen Gotteshauses formiert sich in Büddenstedt Widerstand.[14]
Politik
Ortsrat
Bürgermeister
Ortsbürgermeister ist derzeit Dirk Zogbaum.
Wappen
Die ehemalige Gemeinde Neu Büddenstedt führte seit 1950 als eigenes Wappen ein quadriertes Schild, das zeigte Feld 1 und 4 Schlägel und Eisen in Schwarz auf Silber sowie Feld 2 und 3 in Grün. Die Gemeindeflagge war im oberen Feld schwarz und im unteren Feld grün.[16] |
Das Wappen der ehemaligen Gemeinde Offleben aus dem Jahre 1960 bestand aus schwarzem Wappengrund mit zweireihig rot-silbern geschachteltem waagerechtem Balken. Die Flaggenfarben der Gemeinde Offleben waren schwarz und weiß.[16] |
Am 21. Mai 1974 hat der Rat der Gemeinde Büddenstedt ein neues Wappen beschlossen. Das Wappenschild ist geteilt in Schwarz und Silber, oben ein in zwei Reihen von Rot und Silber geschachtelter Balken, unten Schlägel und Eisen in Schwarz. Die Flaggenfarben der Gemeinde sind rot-weiß-rot. Bei der Gestaltung dieses Wappens, wurde auf die Ortswappen von Neu Büddenstedt und Offleben zurückgegriffen.[16] |
Ortspartnerschaften
- Mondeville in Frankreich
- Westward Ho! in der südwestenglischen Grafschaft Devon
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Theater und Museen
Grünflächen und Naherholung
Im Bereich des Ortsgebietes befindet sich der rekultivierte Tagebau Wulfersdorf, der zahlreiche Wanderwege durch abwechslungsreiche Wald-, Seen- und Hügellandschaft bietet.
Sport
In Büddenstedt befindet sich eine Reitanlage, ein Tennisplatz, eine Kegelbahn sowie ein Sportplatz und eine Turnhalle. Das Schwimmbad ist derzeit geschlossen.
Wirtschaft und Infrastruktur
Öffentliche Einrichtungen
Die Gemeinde verfügt über eine Freiwillige Feuerwehr.
Bildung
- Kindertagesstätte
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Gustav Wendling (1862–1932), Maler der Düsseldorfer Schule
Literatur
- Hermann Wesemann: Verschwundene Dörfer Büddenstedt und Wulfersdorf in Kreisbuch 2013 des Landkreises Helmstedt
- Joachim Schmid: Büddenstedt. Geschichte einer Bergbaugemeinde und ihrer Ortsteile Büddenstedt, Offleben und Reinsdorf-Hohnsleben. Gemeinde Büddenstedt (Hrsg.), Büddenstedt 2006
Siehe auch
Weblinks
- Büddenstedt auf der Website der Stadt Helmstedt
- Patenschaft der Gemeinde Büddenstedt mit dem BGS Braunschweig 1975
Einzelnachweise
- ↑ Chronik der Einheitsgemeinde Büddenstedt 1974 – 2014. S. 7 (stadt-helmstedt.de [PDF; abgerufen am 27. Juni 2022]).
- ↑ Joachim Schmid: Büddenstedt. Geschichte einer Bergbaugemeinde und ihrer Ortsteile Büddenstedt, Offleben und Reinsdorf-Hohnsleben, hrsg. von der Gemeinde Büddenstedt, 2006. S. 267.
- ↑ Joachim Schmid: Büddenstedt. Geschichte einer Bergbaugemeinde und ihrer Ortsteile Büddenstedt, Offleben und Reinsdorf-Hohnsleben, hrsg. von der Gemeinde Büddenstedt, 2006. S. 268.
- ↑ Chronik der Einheitsgemeinde Büddenstedt 1974 – 2014. S. 9 (stadt-helmstedt.de [PDF; abgerufen am 27. Juni 2022]).
- ↑ Joachim Schmid: Büddenstedt. Geschichte einer Bergbaugemeinde und ihrer Ortsteile Büddenstedt, Offleben und Reinsdorf-Hohnsleben, hrsg. von der Gemeinde Büddenstedt, 2006. S. 293.
- ↑ Geschichte 1900 bis 1949 auf Internetpräsenz des Landkreises Helmstedt ( vom 26. Februar 2018 im Internet Archive), abgerufen am 25. Februar 2018
- ↑ Die Baugilde, 31/1941, S. 489
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 271 und 272.
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 271 und 272.
- ↑ Lesefassung des Gebietsänderungsvertrages zwischen der Stadt Helmstedt und der Gemeinde Büddenstedt vom 13. September 2016 unter Einbeziehung der 1. Änderung vom 11.05.2017. Stadt Helmstedt, 2017, abgerufen am 30. Mai 2025.
- ↑ Lesefassung des Gebietsänderungsvertrages zwischen der Stadt Helmstedt und der Gemeinde Büddenstedt vom 13. September 2016 unter Einbeziehung der 1. Änderung vom 11.05.2017. Stadt Helmstedt, 2017, abgerufen am 30. Mai 2025.
- ↑ Katholische Kirche wird profaniert – „Im günstigsten Fall“ wird St. Barbara zu einer städtischen Kindertagesstätte. In: Helmstedter Sonntag. 18. August 2024, S. 4.
- ↑ St. Barbara-Kirche wird abgerissen – Im Ortsrat gab es eine emotionale Diskussion und eine Mehrheitsentscheidung. In: Helmstedter Sonntag. 23. Februar 2025, S. 3.
- ↑ Katja Weber-Diedrich: Aufruf an die Stadt: „Lasst die Kirche im Dorf“. In: Helmstedter Sonntag. 20. April 2025, S. 3.
- ↑ https://www.stadt-helmstedt.de/fileadmin/user_upload/01_Rathaus/Wahlen/Kommunalwahl2021/Ergebnisse/WebApp/gw2021orbue.html
- ↑ a b c Chronik Büddenstedt




