Carl Wallmann

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Idealisierende Darstellung des „Räuberhauptmannes Rose“ aus dem 19. Jahrhundert

Heinrich Christian Carl August Wallmann, genannt Räuberhauptmann Rose (* 10. Juni 1816 in Helmstedt; nach 1848 in Nordamerika verschollen) war ein deutscher Räuber. Er führte im Grenzgebiet zwischen der preußischen Provinz Sachsen und dem Herzogtum Braunschweig eine Bande von Einbrechern und Hehlern an. Nach ihm ist im Lappwald ein Wanderweg benannt.[1][2]

Leben

Wallmann wurde als unehelicher Sohn seiner verwitweten Mutter Johanna Elisabeth Rose am 10. Juni 1816 in Helmstedt geboren und in den Gerichtsakten unter dem mütterlichen Familiennamen Wallmann geführt. Er wuchs in einer von Kriegen, Armut und Unsicherheit geprägten Zeit auf. Seine Mutter war unverheiratet, der Vater blieb unbekannt, was ihm den Zugang zu einer handwerklichen Lehre erschwerte. Dennoch lernte er lesen und schreiben. Zunächst verdiente er seinen Lebensunterhalt mit dem Verkauf von Fischen und Obst, später trat er in das 2. Bataillon des herzoglichen Infanterieregiments in Braunschweig ein. Zeitgenössische Beschreibungen charakterisieren ihn als klein, jedoch gewandt.[1]

Im Alter von 17 Jahren wurde Wallmann 1833 erstmals in einer Polizeiakte erwähnt, nachdem er beim versuchten Fischdiebstahl ertappt worden war. Ab 1840 sammelte er Gleichgesinnte um sich, darunter Hehler und Diebe. Die Lage im Grenzgebiet zwischen Preußen und Braunschweig begünstigte die Aktivitäten der Bande, da die Täter nach Taten häufig auf die andere Seite der Grenze fliehen konnten.[1]

Seit 1834 gilt Wallmann als Anführer der Bande, deren Mitglieder überwiegend zwischen 20 und 30 Jahre alt waren und unter schwierigen sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen lebten. Straßenraub wurde vermieden; stattdessen richteten sich die Einbrüche vor allem gegen wohlhabendere Schichten. Wallmann soll geäußert haben, er nehme von den Reichen und gebe den Armen. Ein solches Verhalten ist jedoch nicht belegt.[1]

Die Bande verübte zahlreiche Einbrüche, unter anderem in Pfarr- und Bürgerhäuser, bei Beamten, Kaufleuten, Gutsbesitzern, in Kirchen und Wirtshäuser. Sie entwendete 1840 und 1842 den Depositenkasten im Helmstedter Amtsgericht und drang auch in die provisorische Gruft des an der Cholera verstorbenen Generalfeldmarschalls Neidhardt von Gneisenau ein. Weitere Einbrüche betrafen 1840 das Haus eines Helmstedter Braumeisters, 1841 das Kloster Marienberg sowie 1842 das Helmstedter Zollhaus.[1]

Besondere Bekanntheit erlangte der Schmiedegeselle Eduard Stodtmeister, ein Mitglied der Bande, der selbst komplizierte Schlösser öffnen konnte. Mit zunehmender Kühnheit der Taten wuchs in Teilen der Bevölkerung die Bewunderung für die Räuber, während die Polizei wegen ihrer Erfolglosigkeit verspottet wurde. Wallmann verfügte zwar über Waffen, darunter eine mit gehacktem Blei geladene Doppelflinte, setzte diese jedoch offenbar nicht ein.[1]

Die Beute wurde größtenteils in Harbke beim Bäckermeister und Bandenmitglied Carl Bokelberg versteckt. Dessen Schwester Friederike war Wallmanns Geliebte. Neben den Einbrüchen baute Wallmann ein weitreichendes Hehlersystem auf.[1]

1841 wurde Wallmann verraten. Mehrfach inhaftiert, gelang ihm zunächst die Flucht. Auf seinen Kopf war eine Belohnung von 100 Talern ausgesetzt. 1843 wurde er im Haus seiner Geliebten bei Harbke gefasst und nach Braunschweig gebracht. In Wolfenbüttel stand er gemeinsam mit 53 weiteren Angeklagten vor Gericht. Gegenstand des Prozesses waren 126 Straftaten.[1]

Wallmann gestand sämtliche Taten und wurde zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. 1848 erhielt er eine Begnadigung durch den Herzog und wurde nach Nordamerika abgeschoben. Sein weiteres Schicksal ist unbekannt.[1]

Trivia

Der nach Wallmann benannte, 18,1 km lange Wanderweg „Räuberhauptmann Rose-Rundweg“ im Lappwald führt zu verschiedenen Orten, an denen Rose Spuren hinterlassen haben soll. Auf Informationstafeln entlang der Strecke werden zudem Aspekte seines Lebens dargestellt.[2] Die Strecke führt von Harbke über Marienborn nach Sommerschenburg weiter nach Sommersdorf und zurück nach Harbke[3].

Literatur

  • Gunther Hirschligau: ... der Ehrlichste unter den Räubern und Dieben. Roman um den Räuberhauptmann Rose. Dr. Ziethen Verlag, Oschersleben 2002, ISBN 3-935358-52-0.
  • Joachim Lehrmann: Räuberbanden zwischen Harz und Weser. 1. Auflage 2004, S. 230–233, ISBN 3-9803642-4-0.
  • Hans-Ehrhard Müller: Helmstedt – die Geschichte einer deutschen Stadt. 2. Auflage 2004, S. 640–645.
  • Mechthild Wiswe: Soziale Realität und Mythos – Eine Helmstedter Einbrecherbande um 1840. In: Braunschweigisches Jahrbuch Band 74, S. 129–146, Braunschweig 1993.
  • Bernd Stephan: Geld oder Leben! Räuberbanden zwischen Harz, Oberlausitz und Erzgebirge. Verlag Bussert & Stadeler, Jena und Quedlinburg 2010, ISBN 978-3-942115-06-3.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i Verena Mai: Dieser Mann machte einst den Helmstedter Lappwald unsicher. In: Braunschweiger Zeitung / Helmstedter Nachrichten. 1. Oktober 2025, abgerufen am 2. Oktober 2025.
  2. a b Thomas Kempernolte: RW28 Räuberhauptmann Rose-Rundweg. In: outdooractive.com. 8. August 2018, abgerufen am 2. Oktober 2025.
  3. Räuberhauptmann-Rose-Rundwanderweg (Memento des Originals vom 1. Oktober 2022 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.elm-lappwald.de auf elm-lappwald.de, abgerufen am 1. Oktober 2022.