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Alversdorf

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Alversdorf war ein Dorf im Landkreis Helmstedt, das von 1967 an dem Braunkohleabbau weichen musste. Planungen, südlich von Neu Büddenstedt eine neue Ortschaft mit dem Namen Neu Alversdorf zu errichten, wurden nicht ausgeführt.[1]

Geographie

Alversdorf lag etwa 4 km nordöstlich von Schöningen und 2 km westlich von Offleben.

Geschichte

983 erfolgte die erste bekannte urkundliche Erwähnung der Ortschaft als Adalgerasthorpa.

Die Familien in der sonst reichen Gemeinde lebten teilweise in Barackenlagern und waren sehr arm, daher hatten die Kinder nur wenige Spielsachen. In dem nach dem Zweiten Weltkrieg rund 2.000 Einwohner zählenden Dorf gab es außer einem Hallenbad, welches von den Braunschweigischen Kohlen-Bergwerken errichtet wurde, unter anderem einen Friseur, einen Arzt, einen Bäcker und eine evangelische Kirche. Direkt in dem Barackenlager befanden sich zudem eine Drogerie und ein Juwelier.[2]

Das Hallenbad konnte von jedermann kostenlos genutzt werden. Vermutlich war es als soziale Maßnahme der Braunschweigischen Kohlen-Bergwerke errichtet worden, weil die benachbarte Brikettfabrik sehr viel Schmutz verursachte und weil zur damaligen Zeit noch nicht viele Haushalte über die Möglichkeit verfügten, jederzeit warmes Wasser zum Duschen zu erzeugen. Das Wasser wurde von der Abwärme der umliegenden Industrieanlagen wie der Brikettfabrik, dem Schwelwerk und dem Kraftwerk Offleben erwärmt. Auch Helmstedter Sportvereine und Schulklassen nutzten diese Gelegenheit zum kostenlosen Schwimmen, so dass dieses kleine Dorf eine größere Bedeutung im Landkreis Helmstedt bekam. Das Julius-Bad in Helmstedt wurde ja erst 1976 eröffnet.

Die Kirche hatte über 800 Jahre bestanden. Nachdem am 11. Juni 1972 der letzte Gottesdienst in der Kirche stattgefunden hatte, wurden am 24. Juli die Glocken mitsamt ihrem Eisengerüst mit einem langarmigen Kran vom abgedeckten Kirchturm herunter auf einen Tieflader gehoben und zur Clus-Kirche nach Schöningen gefahren. Dort wurden die Glocken in den später erbauten Turm der Clus-Kirche eingebaut.[3] Noch im selben Jahr wurde die Alversdorfer Kirche abgerissen.

Die Existenz der politischen Gemeinde Alversdorf endete am 1. April 1971. Deren Gebiet wurde aufgeteilt. Der Hauptteil wurde der Stadt Schöningen zugesprochen. Kleinere Gebiete fielen an Neu Büddenstedt, Offleben und Reinsdorf.[4] Im Jahr 1967 begann der Abriss des Dorfes, und 1974 wurde das letzte Wohnhaus abgerissen. Noch am 6. Juni 1961, dem Tag der Volkszählung, hatte die Gemeinde 1033 Einwohner. Am 27. Mai 1970, dem Tag der nachfolgenden Volkszählung, waren es schon nur noch 419 Einwohner.[4]

Seit 2006 veranstaltet ein Orga-Team alle zwei Jahre für ehemalige Bewohner des Ortes ein Treffen, bei dem sich bei Kaffee und Kuchen zusammenzusetzt und ausgetauscht wird[5][6].

Religionen

Die Mehrzahl der Einwohner und die in der Ortsmitte gelegene Kirche mit ihrem romanischen Turm waren seit der Einführung der Reformation evangelisch-lutherisch. Die nächstliegende katholische Kirche befand sich seit 1924 in Offleben. Zuvor befanden sich die nächstgelegenen katholischen Kirchen in Schöningen (seit 1908), Hötensleben (seit 1891) und Helmstedt.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner[7]
1951 000000000002180.00000000002.180
1961 000000000001033.00000000001.033
1963 000000000000898.0000000000898
1965 000000000000837.0000000000837
1970 000000000000419.0000000000419
1971 000000000000324.0000000000324
1972 000000000000186.0000000000186
1973 000000000000000.00000000000

Politik

Bürgermeister

Der letzte Bürgermeister von Alversdorf war Otto Schulz.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Sport

Im Ort bestand von 1903 bis 1965 der Turn- und Sportverein Treue, der im Jahr 1955 mit 500 Mitgliedern seinen Mitgliederhöchststand erreichte. Sparten im Verein waren Turnen, Fußball, Tischtennis, Schwimmen, Boxen, Leichtathletik und Kegeln. Als 1963 viele Bürger das Dorf schon verlassen hatten, zählte der Verein nur noch 100 Mitglieder und wurde schließlich 1965 aufgelöst.[8]

Wirtschaft und Infrastruktur

Bahnhof

Alversdorf verfügte über einen Eisenbahnanschluss für den Güterverkehr an der wegen des Tagebaus um 1940 verlegten Bahnstrecke Helmstedt–Jerxheim, die auch der Anbindung des Braunkohlereviers diente.

Öffentliche Einrichtungen

Alversdorf verfügte bis zum 31. März 1971 über eine Ortsfeuerwehr.

Bildung

Die Schule wurde am 31. Juli 1968 geschlossen, danach diente das Schulgebäude noch als Kindergarten und Bücherei.

Trivia

Literatur

  • Karl Rose: Heimatbuch des Dorfes Alversdorf. Alversdorf 1951.
  • Karl Rose: Heimatbuch des Dorfes Alversdorf 1951 – 1963. 1. Nachtrag. Alversdorf 1964.
  • Hans Günther KG (Hrsg.): Festschrift zum Treffen ehemaliger Alversdorfer Einwohner am 16./17. August 1975. Helmstedt 1975.
  • Dietrich Isensee: Treue-Bekenntnisse und keine Vereinsmalerei. Schöningen, 2011 (Bestellbar per E-Mail an fritzw@gmx.de für 15,– € je Exemplar)

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Heinz Pohlendt: "Der Landkreis Helmstedt", Bremen-Horn 1957, Seite 301
  2. Nina Krake: Erinnerungen an das Leben im Barackenlager. In: Braunschweiger Zeitung/Helmstedter Nachrichten, 28. Januar 2010. Abgerufen am 28. Januar 2010.
  3. Die Alversdorfer Glocken und der Turm. In: Website der Clus-Kirche Schöningen. Abgerufen am 3. April 2011.
  4. a b Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 271.
  5. mb/red: Alversdorf – dem Bagger geopfert, lebt in den Herzen weiter. In: Braunschweiger Zeitung / Helmstedter Nachrichten. 10. Juni 2024, abgerufen am 13. Juni 2024 (deutsch).
  6. Markus Brich: Im Herzen seiner ehemaligen Einwohner lebt Alversdorf weiter. In: Braunschweiger Zeitung. 10. Juni 2024, abgerufen am 13. Juni 2024 (deutsch).
  7. PDF bei www.klett.de
  8. Norbert Rogoll: Chronik über Alversdorf und Treue. In: Braunschweiger Zeitung/Helmstedter Nachrichten, 10. Mai 2011, Helmstedt Lokales, Seite H04.
  9. Bischöfliches Generalvikariat: "Katholischer Gottesdienst in der Diözese Hildesheim", Hildesheim 1966, Seite 70

Weblinks

52.14649911.013451