Schloss Schöningen

aus Helmstedt-Wiki, der freien Enzyklopädie über den Landkreis Helmstedt
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Dieser Artikel befasst sich mit dem Schloss Schöningen in der Stadt Schöningen.
Für das gleichnamige Hotel- und Gastronomieunternehmen in der Stadt Schöningen siehe: Schloss Schöningen (Unternehmen).
p3

Schloss Schöningen

Entstehungszeit 1. Hälfte 14. Jahrhundert
Burgentyp Niederungsburg
Erhaltungszustand Neuzeitliches Schloss
Ständische Stellung Herzogtum Braunschweig-Lüneburg
Ort Schöningen
Geographische Lage 52° 8′ 26,1″ N, 10° 57′ 54,6″ OKoordinaten: 52° 8′ 26,1″ N, 10° 57′ 54,6″ O
Schloss Schöningen (Niedersachsen)
Schloss Schöningen (Niedersachsen)
Schloss Schöningen
Luftaufnahme des Schlosses

Das Schloss Schöningen ist ein ehemaliges Jagdschloss in der Stadt Schöningen im Landkreis Helmstedt in Niedersachsen in Deutschland. Es wurde unter Herzog Magnus I. von Braunschweig-Wolfenbüttel errichtet. Neben seiner Funktion als Jagdschloss diente es zugleich als Grenzfeste gegenüber den Territorien der Bischöfe von Halberstadt und Magdeburg. Die Anlage zählte zu den repräsentativsten Bauwerken im Umfeld des Elm. Sie wurde von den welfischen Herzögen regelmäßig bei Treibjagden genutzt und bot ihnen sowie ihrem Gefolge Unterkunft. Überliefert ist, dass bei einer Jagd bis zu 3000 Treiber eingesetzt worden sein sollen.

Beschreibung

Die Schlossanlage entstand aus einer von Herzog Magnus I. von Braunschweig-Wolfenbüttel errichteten mittelalterlichen Burg. Trotz zahlreicher Umbauten im 16. und 17. Jahrhundert sowie späterer Umgestaltungen zur landwirtschaftlichen Nutzung ist der spätmittelalterliche Grundriss bis heute erkennbar.[1]

Im Unterbau des Schlosses sind Reste des alten Palas erhalten. Der Osttrakt der Vierflügelanlage wird an seinen Ecken von zwei quadratischen Türmen mit Zeltdach flankiert. Der Südturm weist eine Seitenlänge von etwa sieben Metern und eine Mauerstärke von rund zwei Metern auf.[2] In seinem Inneren befand sich eine Kapelle mit Rippengewölbe für den katholischen Gottesdienst.

Das heutige Erscheinungsbild wird wesentlich durch Erneuerungen am Ende des 16. und zu Beginn des 17. Jahrhunderts geprägt. Unter Herzogin Sophia von Polen (15681575) entstanden der Renaissance-Erker am Kapellenturm sowie ein Lustgarten, der heute nicht mehr erhalten ist. In der Regierungszeit Elisabeths (16131626) erfolgte ein großzügiger Ausbau, von dem das Hofportal zeugt. Unter Anna Sophia (16281659) wurden Nord- und Westflügel nach hinten verlegt und neu errichtet. 1817 kam es während der Nutzung als Domäne zu Erneuerungsarbeiten, um 1910 wurde der Westflügel zu einem Pächterwohnhaus umgestaltet.

Die Burg war ursprünglich von zwei Wassergräben umgeben. Reste der zwischen 1574 und 1585 erneuerten Befestigungsanlagen sind östlich und westlich der Schlossanlage erhalten. Auf der Ostseite verläuft in etwa 50 Metern Entfernung ein Wall mit vorgelagertem Graben, der sich nach Norden in rund 25 Metern Entfernung fortsetzt.

An die Schlossgebäude grenzt ein Park, der bis 1991 neugestaltet wurde. Südlich des Schlosses entstand in den 1990er-Jahren ein symmetrischer Garten.

Geschichte

Herzog Magnus I. von Braunschweig-Wolfenbüttel gründete das Schloss Schöningen um 1350[3] als Jagdsitz und Grenzfeste, die 1542[1] während des Schmalkaldischer Kriegs beschädigt wurde, als der Schmalkaldische Bund gegen Herzog Heinrich den Jüngeren in einen Religionskrieg zog. Anfang des 16. Jahrhunderts[1] wurde die Anlage zu einem Schloss um- und ausgestaltet und diente bis zum 17. Jahrhundert drei Braunschweiger Herzoginnen, Sophia Jagiellonica (Sophie Jagiello), Elisabeth von Dänemark und Anna Sophia von Brandenburg als Witwensitz. Zugleich wurde Schöningen Amtssitz. Die drei Frauen nahmen großen Einfluss auf die Entwicklung des Schlosses. Als Herzogin Sophia, Schwester des polnischen Königs Sigismund II., nach dem Tod ihres Mannes Heinrich II. von 1568 bis 1575 im Schloss lebte, ließ sie einen heute nicht mehr existierenden Lustgarten anlegen.[3] Elisabeth, die Schwester Christians IV. von Dänemark und Mutter des tollen Christians von Halberstadt, wohnte in der Zeit von 1613 bis 1626 dort. Sie gestaltet den Palas im Stil der Renaissance vollständig um und ließ den West- und Nordflügel neu errichten.[3] Herzogin Anna Sophia, geborene Prinzessin von Brandenburg, die Schloss Schöningen von 1628 bis 1659 nutzte, herrschte hier fast selbständig. Die Einrichtung einer Lateinschule am Markt der Stadt geht auf sie zurück.

Im Jahr 1661 ließ Herzog August II. die Anlage entfestigen und das Zeughaus abreißen.[3] Von 1679 bis 1683 lebte Anna-Sophie, die zweite Tochter Herzog Anton Ulrichs von Braunschweig, verheiratet mit dem Markgrafen Karl Gustav von Baden-Durlach, im Schloss. Zuvor hatte ihre Schwester Katharina von Brandenburg die Anlage als Wohnsitz genutzt, ehe sie im August 1644 dort verstorben war. Am 25. Januar 1681 war Schloss Schöningen Ort der Heirat von Elisabeth Eleonore von Braunschweig-Wolfenbüttel und Herzog Bernhard I. von Sachsen-Meiningen.

Im Jahr 1733 hatte das Schloss mit dem preußischen Kronprinzen Friedrich – der spätere König Friedrich der Große einen besonders hochgestellten Gast. Er übernachtete dort auf der Anreise zu seiner Hochzeit mit Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern im Schloss Salzdahlum.

Seit 1815 der Amtssitz von Schöningen nach Helmstedt verlegt worden war, war das Schloss zur Domäne herabgestuft. Nachfolgend verfielen Palas und Nebengebäude. Erst 1970 wurde der landwirtschaftliche Betrieb auf dem Gelände eingestellt. In jenem Jahr veräußerte das Land Niedersachsen die Gebäude an Privatleute. Die Stadt Schöningen erwarb erst einmal nur das umliegende Freigelände. Im Zeitraum von 1978 bis 1983 kaufte sie dann drei Flügel des Schlossgevierts hinzu, darunter den völlig verfallenen Palas und den Amtsgerichtsgarten im Süden des Schlosses.[3] In der Folge fanden Restaurierungen statt. Begonnen wurde mit dem Marstall und seinem Umbau zu einem Jugendzentrum. Es folgte die Einrichtung eines Informationszentrums des Kuratoriums Unteilbares Deutschland zur Wiedervereinigung. Nach dem Erwerb des einstigen Pächterhauses der Schlossdomäne aus dem Jahr 1911 durch die Stadt wurde auch dieses Gebäude ab 1985 zeitgleich mit dem Palas und dem Gärtnerhaus restauriert. Die Stadt übergab das wiederhergestellte Schloss 1996 der Öffentlichkeit, ehe 1997 bis 1998 die Wiederherstellung des Barockgartens sowie bis zum Jahr 2000 noch die Restaurierungen des Wachhauses folgten.[4][3]

Neben den oben genannten Einrichtungen sind dort heute das Hotel- und Gastronomieunternehmen Schloss Schöningen sowie das Jugendfreizeitzentrum Schöningen beheimatet.

Literatur

  • Lutz Dursthoff (Red.): Die deutschen Burgen & Schlösser in Farbe. Burgen, Schlösser, Festungsanlagen, Herrenhäuser und Adelspalais in der Bundesrepublik Deutschland und Berlin (West). Krüger, Frankfurt am Main 1987, ISBN 3-8105-0228-6, S. 588.
  • Braunschweigische Landschaft e. V. (Hrsg.): Kulturdenkmale im Landkreis Helmstedt. Braunschweigische Landschaft, Braunschweig 2007.
  • Werner Freist: Burg und Schloss Schöningen (= Burgen und Schlösser des Braunschweiger Landes. Heft 7). Waisenhaus, Braunschweig 1964.
  • Christof Römer: Schöningen, die östliche Residenzstadt des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel. Helmstedt 1982.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Lutz Dursthoff: Die deutschen Burgen & Schlösser in Farbe. 1987, S. 588.
  2. Friedrich-Wilhelm Krahe: Burgen des deutschen Mittelalters. Grundriss-Lexikon. Flechsig, Würzburg 2000, ISBN 3-88189-360-1, S. 553.
  3. a b c d e f Schlossgeschichte auf schoeningen.de, Zugriff am 12. August 2023.
  4. Eintrag zu Schöningen in der privaten Datenbank Alle Burgen.