Männer Turn Verein Beierstedt

aus Helmstedt-Wiki, der freien Enzyklopädie über den Landkreis Helmstedt
Zur Navigation springen Zur Suche springen

MTV Beierstedt

Langname Männer Turn Verein Beierstedt
Vereinsfarben Grün-Weiß
Gegründet 18802015
Anschrift 38382 Beierstedt

Der Männer Turn Verein Beierstedt (MTV Beierstedt) war ein Sportverein in der Gemeinde Beierstedt im Landkreis Helmstedt in Niedersachsen in Deutschland.

Geschichte

Der Verein wurde 1880 gegründet. Genaue Unterlagen über die Vereinsgründung existieren nicht, der mündlichen Überlieferung zufolge wurde der Verein von acht Männern ins Leben gerufen, darunter Andreas Elfrod, August Köchy und Andreas Hermann. Sie stifteten einen 2,5-Liter-Schoppen, auf dessen Zinndeckel die Namen der Gründer eingraviert waren. Der Schoppen wurde noch 1930 in einem Sitzungsprotokoll erwähnt. Die Vereinsziele bestanden im Geräteturnen sowie im geselligen Beisammensein.[1]

Während des Krieges von 1914 bis 1918 kam die sportliche Tätigkeit weitgehend zum Erliegen. Nach Kriegsende begann 1918 der Neuaufbau. Das Geld für neue Geräte wie Barren, Pferd und Matten wurde durch Theaterveranstaltungen und Sammlungen, unter anderem von Wilhelm Grieß, Hermann Krull, Wilhelm Röber, Adolf Schliephake und Ernst Vahldiek, beschafft. Kasten und Reck waren noch vorhanden. In dieser Zeit erlebte der Verein einen deutlichen Aufschwung.[1]

Zu den Jugendturnern dieser Jahre zählten Otto Krull, Ernst Wagenführ, Otto Blenke, Hermann Krull, Albert Krull und Otto Koch. Diese Sportler bildeten später den Kern der ersten Turnerriege sowie der 10×1000-Meter-Laufstaffel rund um den Heeseberg. Die Beierstedter Turner und Leichtathleten erlangten im gesamten Braunschweiger Land Bekanntheit und nahmen regelmäßig an Turn- und Leichtathletikveranstaltungen in Braunschweig, Wolfenbüttel, Schöningen, Helmstedt, beim Elmwettturnen sowie beim Assewettturnen teil.[1]

Ab 1927 sind die Vereinsaktivitäten durch erhaltene Sitzungsprotokolle dokumentiert. Als bester Turner jener Zeit galt Otto Krull. Große Verdienste erwarb sich Ernst Wagenführ als Erster Turnwart. Trainiert wurde mittwochs und samstags von 20:00 bis 22:00 Uhr; anschließend liefen die Mitglieder vom Vereinslokal bis zum Bahnhof Jerxheim und zurück (etwa fünf Kilometer), bevor der Abend in geselliger Runde ausklang. 1959 wurde der Turnbetrieb eingestellt.[1]

Ab 1930 bestand vorübergehend eine Handballmannschaft, deren Spielbetrieb jedoch bald wieder eingestellt werden musste, da kein Sportplatz vorhanden war und der Spielball verloren ging.[1]

Von 1933 an kam es infolge der politischen Verhältnisse zu einem Rückgang im Vereinsleben. Der Turnbetrieb wurde zunehmend in die Organisation der Hitlerjugend eingegliedert. Während des Krieges von 1939 bis 1945 waren vor allem jugendliche, nicht zum Wehrdienst eingezogene Mitglieder sportlich aktiv.[1]

Im November 1945 nahm der Verein seine Tätigkeit erneut auf. Der Sportbetrieb wurde mit den Abteilungen Geräteturnen, Leichtathletik, Boxen, Handball und Faustball wieder aufgenommen. Am 27. Juni 1946 wurde die Fußballabteilung gegründet. Am selben Tag entstand auch eine Damenabteilung mit den Sparten Handball und Turnen.[1]

Eine Begebenheit verdeutlicht die Nachkriegssituation: Der Helmstedter SV bestritt ein Freundschaftsspiel in Beierstedt, sofern Fahrgeld und drei Zentner Kartoffeln zur Verfügung gestellt wurden. Gespielt wurde auf einer Wiese; die Turnhosen mussten montags gewaschen beim Spielführer abgegeben werden.[1]

Ab März 1947 bestand in Beierstedt eine Jugendfußballmannschaft. Im April desselben Jahres wurde der Sportplatz feierlich eingeweiht. Der Verein erhielt insbesondere durch den Eintritt von Robert Haupts neuen Auftrieb, dem maßgeblich die Entwicklung der Fußballabteilung zu verdanken war.[1]

Im Mai 1965 wurde eine Tischtennisabteilung gegründet. Ab Januar 1967 war der MTV Beierstedt ein eingetragener Verein; im selben Jahr wurde das neu errichtete Sportheim eingeweiht.[1]

Ab 1974 wurde wieder verstärkt Jugendarbeit betrieben, wodurch erneut eine C-Jugend und eine Mini-Knaben-Mannschaft gemeldet werden konnten. In der Saison 1974/75 errang die 1. Mannschaft die Staffelmeisterschaft der 1. Kreisklasse Süd und stieg in die Kreisliga auf, musste jedoch ein Jahr später als dritter Absteiger wieder absteigen. In den Folgejahren wurde der Wiederaufstieg mehrfach knapp verpasst. 1986 stieg die 1. Mannschaft in die 2. Kreisklasse ab. In der Saison 1987/88 gelang der Mannschaft mit großem Vorsprung der Gewinn der Meisterschaft der 2. Kreisklasse Süd und der Wiederaufstieg in die 1. Kreisklasse. Ab der Saison 1989/90 bildete der MTV Beierstedt eine Spielgemeinschaft mit dem ESV Jerxheim. Diese bestand bis zum Ende der Saison 1993/94 und endete mit dem Gewinn der Kreismeisterschaft der 1. Mannschaft in der 2. Kreisklasse. Seit der Saison 1994/95 trat der MTV Beierstedt wieder mit einer eigenen Mannschaft an und nahm bis zum 4. Juni 2000 am Spielbetrieb teil. Danach konnte aufgrund von Spielermangel keine Herrenmannschaft mehr gemeldet werden.[1]

Der Verein sah sich in den folgenden Jahren mit einem deutlichen Rückgang der Mitgliederzahlen konfrontiert. Dieser Abwärtstrend setzte mit der Einstellung des Fußballspielbetriebs ein. In der Folge blieb der Sportplatz ungenutzt, was Begehrlichkeiten bei der Beierstedter Reitgemeinschaft weckte. Daraufhin schlug die Gemeinde als Eigentümerin der Anlage vor, dass die Reitgemeinschaft und der MTV das Gelände einschließlich des Sportheims gemeinsam nutzen sollten. Ein entsprechendes Vertragsangebot wurde dem Verein unterbreitet, das jedoch vom MTV als nicht akzeptabel abgelehnt wurde. Der Vertrag sah unter anderem vor, dass dem MTV künftig nur noch ein Drittel des Sportplatzes zur Verfügung gestanden hätte. Zudem sollte der Verein ebenso wie die Reitgemeinschaft eine jährliche Miete von 600 Euro für die Nutzung des Sportheims entrichten. Nach der Ablehnung des Angebots reagierte die Gemeinde mit der fristgemäßen Kündigung des bestehenden Nutzungsvertrags mit dem MTV. Auch im finanziellen Bereich zeichnete sich eine schwierige Situation ab: Die Ausgaben überstiegen die Einnahmen jährlich um mehr als 1000 Euro. „Spätestens in zwei Jahren sind die Reserven aufgebraucht. Die Zahlen sprechen also auch für eine Auflösung“, erklärte der MTV-Vorsitzende Arno Badtke.[2]

2015 wurde der Verein aufgelöst.

Vereinsvorsitzende

Amtszeit Name
2013 Arno Badtke[2]

Mitgliederentwicklung

Jahr Mitglieder
2005[1] 000000000000110.0000000000110
2013[2] 000000000000058.000000000058

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j k l Turnhosen waren gewaschen beim Spielführer abzugeben. In: Braunschweiger Zeitung. 19. Mai 2005, abgerufen am 20. Oktober 2025.
  2. a b c Dirk Fochler: Der MTV kämpft um sein Überleben. In: Braunschweiger Zeitung. 14. Dezember 2013, abgerufen am 24. Oktober 2025.