Chronik des Bahnhofs Offleben
Chronik des Bahnhofs Offleben ist eine Chronik über den Bahnhof Offleben von F. Brandes aus dem Jahr 1984. Dieser Artikel hat das Ziel, die gesamte Chronik als enzyklopädischen Artikel abzubilden und wird lediglich an die neue Rechtschreibung angepasst.
Vorwort
Die für 1976 bevorstehende Beendigung des Dampfbetriebes wie auch die beabsichtigte Einstellung des Verkaufs von Braunkohle der BKB waren schon damals die Veranlassung, eine Chronik vom Bahnhof Offleben aufzustellen. Offleben ist schon recht alt, es liegt an der alten Heerstraße Helmstedt–Haldensleben und wurde in Urkunden des 9. Jahrhunderts schon als Offenleva erwähnt. 1315 wurde es urkundlich maiori Offeleve genannt, das heißt Groß-Offleben. Das vor Jahrhunderten untergegangene Klein-Offleben lag östlich angrenzend.
Schon im vorigen Jahrhundert waren in Offleben mehrere Industriebetriebe vorhanden, so wurden 1891 genannt: eine Domäne, zwei Ziegeleien, eine von 1882 bis 1907 bestehende Tonröhrenfabrik und eine Gipsfabrik von 1863 bis 1906. Außerdem wurde am Ostrande des Dorfes 1851 eine Zuckerfabrik gegründet, die so bereits im Kreis Neuhaldenseben lag und im Ortsteil Preußisch-Offleben, das trotzdem 1945 zu Offleben kam. Die Zuckerfabrik wurde 1947 stillgelegt.
Als größter Industriebetrieb sind die um Offleben liegenden Braunkohlengruben wie Tagebau Alversdorf, Karoline und die 1941 eröffnete Grube Viktoria zu nennen. Der Abstransport der Kohlenmengen auf der Landstraße kam sehr teuer, die Braunkohle konnte mit westfälischer Steinkohle nicht konkurrieren. Durch den beasichtigten Bahnbau war eine bedeutende Erweiterung der Absatzgebiete zu erreichen. Aus diesem Grunde wurde bereits am 1. Juli 1858 die Bahnstrecke Helmstedt–Jerxheim in Betrieb genommen. Die Strecke Jerxheim–Börßum wurde am 1. Juli 1868 eröffnet, Börßum–Salzgitter–Kreiensen bereits 1856.
Durch die Tagebauten rings um Offleben entstanden größere Bauten der Industrie. Nördlich vom Bahnhof bauten die BKB 1936 das Schwelwerk, 1953/1954 entstand als Ersatz für das nun jenseits der Zonengrenze liegende Kraftwerk Harbke ein neues Kraftwerk.
Chronologische Übersicht
Am 27. Mai 1868 wurde zwischen Braunschweig und Preußen ein Vertrag abgeschlossen zum Bau der Bahnstrecke Schöningen–Eilsleben. Die Strecke wurde dann am 15. September 1872 eröffnet mit den Bahnhöfen Offleben und Völpke. Später kamen hinzu die Kohlensammelstelle Völpke und der Block Badeleben. Mit der Fertigstellug dieser Strecke wie auch mit der im gleichen Jahre fertiggestellten Strecke Braunschweig–Helmstedt–Magdeburg entfiel für den Fernverkehr der bisherige Umweg über Oschersleben. Außerdem war für die von Berlin über Magdeburg kommenden Fernzüge durch die schon genannten fertigen Strecken über Börßum–Kreiensen der Weg frei für Züge nach dem Südwesten, nach Frankfurt Basel usw. Im Jahr 1930 fuhren über Offleben die D-Züge 177/178 und die FD-Züge 91/92 (ab 1933 als D-Züge). Ab Sommer kamen noch hinzu die D-Züge 273/274.
Kurze Bahnhofschronik
- 15. September 1872: Eröffnung der Bahnstrecke
- 1922: Beide Stellwerke wurden durch Neubauten ersetzt
- 1931: Offleben gehört nach Auflösung der Reichsbahndirektion Magdeburg nun zur Reichsbahndirektion Hannover
- 1945: Am 1. Juli mit Errichtung der russischen Besatzungszone wurde die Strecke an der Zonengrenze in km 183,977 gesperrt, Endstation wurde jetzt Offleben, von Eilsleben her ist Völke Endstation
- 1947: ab 5. Oktober fahren wieder direkte Züge nach Börßum, ferner Einlegung des Zugpaares P 593/600 Offleben–Hannover
- 1955: bis 21. Mai verkehren P-Züge nach Neuekrug–Hahausen
- 1960/1961: das zweite Gleis Offleben–Schöningen wird ausgebaut
- 1965: Bahnhof Offleben wird an Bahnhof Schöningen ausgegliedert am 1. Januar
- 1970: Mit Schließung des Kraftwerks Rhumspringe entfallen die Kohlenzüge nach dort, 1974 letzter Kohlenzug nach Nürnberg
- 1974: Am 31. März wurde Bahnhof Offleben stillgelegt, letzter P-Zug ab O. 10:52. Danach Abbau der Anlagen bis Schöningen.