Hampe Kammgarnspinnerei: Unterschied zwischen den Versionen

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In den folgenden Jahren verschärfte sich die Wettbewerbssituation durch die Gründung zahlreicher neuer Spinnereien, insbesondere in Form von Aktiengesellschaften. Das gestiegene Angebot führte zu einem Preisverfall. Ein Teil der Beschäftigten waren polnische Saisonarbeiterinnen, die im Sommer auf umliegenden Domänen tätig waren. Deren männliche Angehörige arbeiteten häufig im Kohlebergbau.<ref name="Die Industrieen des Herzogthums Braunschweig"/>
In den folgenden Jahren verschärfte sich die Wettbewerbssituation durch die Gründung zahlreicher neuer Spinnereien, insbesondere in Form von Aktiengesellschaften. Das gestiegene Angebot führte zu einem Preisverfall. Ein Teil der Beschäftigten waren polnische Saisonarbeiterinnen, die im Sommer auf umliegenden Domänen tätig waren. Deren männliche Angehörige arbeiteten häufig im Kohlebergbau.<ref name="Die Industrieen des Herzogthums Braunschweig"/>
Am 21. Oktober [[1960]] wurde am [[Heinrichsplatz]] ein Brunnen eingeweiht, den die Kammgarnspinnerei Hampe aus Anlass ihres 175-jährigen Firmenjubiläums der Stadt Helmstedt schenkte<ref>{{Internetquelle |url=https://www.braunschweiger-zeitung.de/helmstedt/article151967881/Spinnerei-Brunnen-auf-dem-Heinrichsplatz-wird-saniert.html |titel=Spinnerei-Brunnen auf dem Heinrichsplatz wird saniert |werk=Braunschweiger Zeitung |datum=2015-08-01 |abruf=2025-05-19}}</ref>.


Ein markantes Produktionsgebäude war das sogenannte [[Chilehaus]] an der [[Albrechtstraße]], das [[1927]] als Hauptgebäude für die Maschinengarnfertigung errichtet wurde. Aufgrund von Produktions- und Kapazitätsengpässen erfolgte [[1970]] der Abriss des Gebäudes im Zuge der Verlegung des Unternehmens.<ref>[[Robert Schaper]]: ''Helmstedt in alten Ansichten Band 2.'' Europäische Bibliotheek, Zaltbommel,<!-- ISBN 9028848363,--> Nr. 35.</ref> Am bisherigen Standort war nicht mehr ausreichend Platz vorhanden, zudem erschwerten die auf drei Etagen verteilten Arbeitsbereiche die Abläufe erheblich. Die Arbeitsbedingungen für die meisten der etwa 300 Mitarbeitenden galten bereits damals als schwierig: In den Fertigungsräumen mit niedrigen Decken herrschten hohe Temperaturen und schlechte Luftzirkulation. Die notwendige konstante Temperatur und Luftfeuchtigkeit machten regelmäßiges Lüften unmöglich. Die Färberei verursachte zusätzliche Umweltbelastungen, da heißes Wasser sowie chemische Rückstände direkt in die Kanalisation eingeleitet wurden. Über den [[Faulen Bach]] gelangten diese teilweise offen bis zur Kläranlage – aus heutiger Sicht nicht mehr vorstellbar. Die Energieversorgung der Spinnerei erfolgte über zwei eigene Dampfgeneratoren. Laut Zeitzeugen führten deren Vibrationen in der Umgebung zu baulichen Schäden, etwa dem Abfallen von Wandkacheln in benachbarten Gebäuden.<ref name="Männer strickten für „Die Masche“">Michael Strohmann: ''Männer strickten für „Die Masche“'', (Ausgabe der Braunschweiger Zeitung/Helmstedter Nachrichten, 13. Februar 2010).</ref>
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Zwei Schornsteine prägten das Erscheinungsbild der Spinnerei, die [[1972]]/[[1973]] an einen neuen Standort nahe dem [[Emmerstedter Bahnhof]] (heutige [[Bundesstraße 244|Westumgehung]]) verlegt wurde.<ref>[[Robert Schaper]]: ''Helmstedt in alten Ansichten Band 1.'' Europäische Bibliotheek, Zaltbommel,<!-- ISBN 9028848363,--> Nr. 42.</ref> Mit der Sprengung des Hampe-Schornsteins im Jahr [[1973]] ging ein weithin sichtbares Wahrzeichen der Stadt verloren. Beim Einsturz des Bauwerks entstand eine große Staubwolke, die vorübergehend sogar den [[Juleumsturm]] verhüllte. Der Schornstein war unter dem Namen „Hampesche Zigarre“ bekannt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.braunschweiger-zeitung.de/helmstedt/article150142982/Fotograf-entdeckt-alten-Film-von-der-Schornstein-Sprengung.html |titel=Fotograf entdeckt alten Film von der Schornstein-Sprengung |autor=Michael Strohmann |werk=Braunschweiger Zeitung |datum=2009-10-21 |abruf=2025-05-19}}</ref>


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== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [https://youtu.be/zcrswXw8j-Q Helmstedt Spinnerei Hampe Sprengung des Schornsteins 1973] Video bei YouTube
* [https://youtu.be/zcrswXw8j-Q ''Helmstedt Spinnerei Hampe Sprengung des Schornsteins 1973''] Video bei YouTube


== Einzelnachweis ==
== Einzelnachweis ==

Aktuelle Version vom 10. September 2025, 17:48 Uhr

Hampe Kammgarnspinnerei

Rechtsform GmbH
Gründung 18231993
Leitung Wilhelm Hampe (18231866), Wilhelm Hampe jun. (18661892), Robert und Hans Hampe (1892–?)
Branche Textilindustrie
Anschrift Helmstedt

Die Kammgarnspinnerei Hampe (kurz Spinnerei Hampe, im Volksmund heute Alte Spinnerei) war eine Garnhandlung und Spinnerei in Helmstedt.

Geschichte

Die Kammgarnspinnerei Hampe hat ihren Ursprung in einer Garnhandlung, die Wilhelm Hampe im Jahr 1823 gründete. Im Jahr 1866 übernahm sein Sohn, ebenfalls Wilhelm Hampe genannt, das väterliche Geschäft unter dem Namen Wilhelm Hampe jun.. Wie bereits sein Vater ließ auch er einen Großteil des Wollebedarfs in bestehenden Spinnereien verarbeiten.

Im Jahr 1879 begann das Unternehmen mit der eigenen Produktion. Zu diesem Zweck erwarb Wilhelm Hampe jun. die Ausstattung einer sächsischen Spinnerei und errichtete in Helmstedt eine kleine Strickgarnspinnerei mit etwa 20 Arbeiterinnen. Das Fachpersonal wurde ebenfalls aus Sachsen angeworben. Die Produkte fanden Absatz, die Produktion konnte schrittweise gesteigert werden. In den ersten zehn Jahren entwickelte sich das Unternehmen zufriedenstellend.[1]

Im Jahr 1892 übernahmen Robert und Hans Hampe die Leitung der Spinnerei. Hans Hampe war als alleiniger Disponent und Zeichner unter dem Namen Rob. Hampe tätig. Die Fabrik wurde teilweise neu ausgestattet, moderne Maschinen wurden installiert und ältere ersetzt. Dadurch konnte die Produktqualität verbessert und gleichzeitig die Herstellungskosten gesenkt werden. Die Produktionsmenge nahm deutlich zu, die Zahl der Beschäftigten stieg bis zum Jahr 1899 auf etwa 90 Personen an. Das Absatzgebiet weitete sich erheblich aus. Während sich der Kundenkreis zuvor auf einige Großhandelshäuser in Berlin beschränkte, wurde nun ganz Deutschland beliefert, darunter auch kleinere Abnehmer.[1]

In den folgenden Jahren verschärfte sich die Wettbewerbssituation durch die Gründung zahlreicher neuer Spinnereien, insbesondere in Form von Aktiengesellschaften. Das gestiegene Angebot führte zu einem Preisverfall. Ein Teil der Beschäftigten waren polnische Saisonarbeiterinnen, die im Sommer auf umliegenden Domänen tätig waren. Deren männliche Angehörige arbeiteten häufig im Kohlebergbau.[1]

Am 21. Oktober 1960 wurde am Heinrichsplatz ein Brunnen eingeweiht, den die Kammgarnspinnerei Hampe aus Anlass ihres 175-jährigen Firmenjubiläums der Stadt Helmstedt schenkte[2].

Ein markantes Produktionsgebäude war das sogenannte Chilehaus an der Albrechtstraße, das 1927 als Hauptgebäude für die Maschinengarnfertigung errichtet wurde. Aufgrund von Produktions- und Kapazitätsengpässen erfolgte 1970 der Abriss des Gebäudes im Zuge der Verlegung des Unternehmens.[3] Am bisherigen Standort war nicht mehr ausreichend Platz vorhanden, zudem erschwerten die auf drei Etagen verteilten Arbeitsbereiche die Abläufe erheblich. Die Arbeitsbedingungen für die meisten der etwa 300 Mitarbeitenden galten bereits damals als schwierig: In den Fertigungsräumen mit niedrigen Decken herrschten hohe Temperaturen und schlechte Luftzirkulation. Die notwendige konstante Temperatur und Luftfeuchtigkeit machten regelmäßiges Lüften unmöglich. Die Färberei verursachte zusätzliche Umweltbelastungen, da heißes Wasser sowie chemische Rückstände direkt in die Kanalisation eingeleitet wurden. Über den Faulen Bach gelangten diese teilweise offen bis zur Kläranlage – aus heutiger Sicht nicht mehr vorstellbar. Die Energieversorgung der Spinnerei erfolgte über zwei eigene Dampfgeneratoren. Laut Zeitzeugen führten deren Vibrationen in der Umgebung zu baulichen Schäden, etwa dem Abfallen von Wandkacheln in benachbarten Gebäuden.[4]

Zwei Schornsteine prägten das Erscheinungsbild der Spinnerei, die 1972/1973 an einen neuen Standort nahe dem Emmerstedter Bahnhof (heutige Westumgehung) verlegt wurde.[5] Mit der Sprengung des Hampe-Schornsteins im Jahr 1973 ging ein weithin sichtbares Wahrzeichen der Stadt verloren. Beim Einsturz des Bauwerks entstand eine große Staubwolke, die vorübergehend sogar den Juleumsturm verhüllte. Der Schornstein war unter dem Namen „Hampesche Zigarre“ bekannt.[6]

In den Jahren 1992/1993 meldete das Unternehmen Insolvenz an.[4] Die Produktion wurde im Sommer 1993 eingestellt.

Weblinks

Einzelnachweis

  1. a b c Dr. Richard Bettgenhaeuser: Die Industrieen des Herzogthums Braunschweig. 1. Theil, Seite 64–65, (Website der TU Braunschweig, 28. Dezember 2010).
  2. Spinnerei-Brunnen auf dem Heinrichsplatz wird saniert. In: Braunschweiger Zeitung. 1. August 2015, abgerufen am 19. Mai 2025.
  3. Robert Schaper: Helmstedt in alten Ansichten Band 2. Europäische Bibliotheek, Zaltbommel, Nr. 35.
  4. a b Michael Strohmann: Männer strickten für „Die Masche“, (Ausgabe der Braunschweiger Zeitung/Helmstedter Nachrichten, 13. Februar 2010).
  5. Robert Schaper: Helmstedt in alten Ansichten Band 1. Europäische Bibliotheek, Zaltbommel, Nr. 42.
  6. Michael Strohmann: Fotograf entdeckt alten Film von der Schornstein-Sprengung. In: Braunschweiger Zeitung. 21. Oktober 2009, abgerufen am 19. Mai 2025.