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Emmerstedt: Unterschied zwischen den Versionen

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== Geschichte ==
== Geschichte ==
Der Ort wurde als ''Emmerstidde'' am 9. April [[1186]] erstmals urkundlich erwähnt. Seit 1990 wird an Bürger des Ortes für herausragende Leistungen im sportlichen Bereich sowie für die Gemeinschaftspflege das [[Emmerstedter Dankzeichen]] verliehen. 2011 wurde eine Idee des Ortsrates durch die Mithilfe aller Vereine in die Tat umgesetzt, es wurde erstmals ein Maibaum aufgestellt.
=== Ur- und Frühgeschichte ===
Funde von Feuerstätten aus der mittleren Steinzeit nach dem Ende der Eiszeit sind die ältesten Spuren, die eine Besiedlung der Gemarkung Emmerstedt nachweisen. Sie sind etwa 6.000 bis 8.000 Jahre alt. Die Menschen dieser Zeit lebten noch ausschließlich von der Jagd, dem Fischen und dem Sammeln natürlicher Nahrungsmittel. Die Funde weisen auf ehemalige Lagerplätze dieser Jägergruppen hin. Um 5.000 v. Chr., in der Jungsteinzeit, wanderten die ersten Ackerbauern und Viehhalter in die Gegend von Emmerstedt ein. Erst um 3.500 v. Chr. erfolgte gleich an mehreren Stellen die Anlage von Siedlungsplätzen durch steinzeitliche Bauern. Es waren die gleichen Menschen, die an den Grenzen ihrer Feldmarken mit einfachsten technischen Mitteln die monumentalen Großsteingräber [[Lübbensteine]] errichteten. Von der Einwanderung der Indogermanen in der späten Jungsteinzeit um 2.800 v. Chr. zeugen einzelne Funde steinerner Streitäxte.
 
Die Besiedlung der Gemarkung während der Bronzezeit setzte erst spät, um 1.200 v. Chr., ein. Aus einem jüngeren Abschnitt der Bronzezeit (zwischen 1.000 und 700 v. Chr.) lassen sich eine Siedlung und von mindestens zwei Stellen Urnengräber nachweisen, eines davon noch im Grabhügel. In dieser Zeit erfolgte der Übergang von der Körper- zur Brandbestattungssitte. In der Eisenzeit schien sich die Besiedlung kontinuierlich fortzusetzen, wie durch mindestens zwei Urnenfriedhöfe – einer davon sogar mit Grabhügel – nachgewiesen ist. Auch eine zugehörige Siedlung ist bekannt. Zumindest der Urnenfriedhof am Schützenplatz war bis in die frühgermanische Zeit zwischen 500 und 300 v. Chr. weiter belegt. Bei den hier siedelnden Menschen handelte es sich um suebische Stämme, das heißt Germanen aus dem Elbraum, vielleicht schon Langobarden.
 
Seit etwa 200 n. Chr. liegen wieder Spuren einer Besiedlung sowohl durch eine Siedlung als auch durch Graburnen vor, wobei die Siedlung möglicherweise bereits im 1. Jahrhundert angelegt wurde. Beide enden am Beginn des 5. Jahrhunderts. Emmerstedt lag in dieser Zeit im Grenzgebiet zwischen Langobarden und frühen Thüringern. Bis zur Neugründung des heutigen Ortes vermutlich im frühen Mittelalter setzte anschließend eine nachweisbare Besiedlung der Gemarkung aus. Im Emmerstedter [[Museumshof Emmerstedt|Ortsmuseum]] an der [[Leineweberstraße]] sind zahlreich Fundstücke aus vorgeschichtlicher Zeit, teilweise als Nachbildung, ausgestellt.
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=== Über das Mittelalter zur Neuzeit ===
In einer Urkunde vom 9. April [[1186]], in der Bischof Dietrich von Halberstadt den Zehnten des Dorfes an das neu gegründete Prämonstratenkloster St. Thomas in Halberstadt schenkte, wurde das Dorf ''Emerstide'' erstmals gesichert erwähnt. Nicht gesichert  ist die Herkunft des Ortsnamens, der sowohl auf einen Gewässernamen (''Emer''), als auch auf einen Personennamen zurückgeführt werden könnte. Seit 1197 finden sich verschiedene Schreibweisen wie ''Emerstede'', ''Emerstide'', später auch ''Emberstede'', ''Emberstidde'' und ''Emmerstidde'' – letztere heute noch die mundartliche Bezeichnung.
 
1338 wird eine selbständige Pfarrkirche [[St.-Petri-Kirche (Emmerstedt)|St. Petri]] erwähnt. Im Jahre 1539 erhalten wir eine erste Zahl über die Einwohner des Ortes: es gibt hier 50 Feuerstätten, das heißt 50 Männer. Die erste Schule dürfte Mitte des 17. Jahrhunderts eingerichtet worden sein. Sowohl der Dreißigjährige Krieg als auch schwere Feuerbrünste haben dem Dorf nachhaltig geschadet, so brannte 1661 mit 26 Gehöften die Hälfte des Gesamtbestandes nieder. Entwickelt hat sich das Dorf beiderseits der alten West-Ost-Handelsstraße zwischen Braunschweig und [[Helmstedt]], die ursprünglich von [[Königslutter am Elm|Königslutter]] über [[Schickelsheim]] – [[Süpplingenburg]] – Emmerstedt verlief, sich nach 1500 aber weiter südlich auf die Trasse der heutigen [[Bundesstraße 1]] verlagern sollte. In der Urkunde von [[1186]] wird ein weiteres Dorf erwähnt, das in der heutigen Flur Emmerstedt gelegen hat: [[Olfeld]]. Es wird 1422 bereits als „wüst“ bezeichnet, Flurnamen wie ''Ofeldwiese'' oder ''Am Offelwege'' weisen auf die einstige Ortslage südlich des [[Heidberg]]s hin. Ein Streit zwischen [[Kloster Mariental]] und der Johanniter-Kommende Süpplingenburg über den Zehnten wurde 1452 dahin entschieden, dass dem Kloster das ''Ovelt'' mit allen Früchten zenntfrei gehöre.
 
Nicht gekärt ist, ob [[Ofeld]] am Westhang des Heidbergs oder auf der gegenüberliegenden Seite des Baches [[Lange Welle]] gelegen hat. Ein Gedenkstein erinnert seit 1991 an die ehemalige Dorfstätte. Er trägt die Aufschrift ''„Dorf Ofeld einst am Heidberg gelegen, spurlos verschwunden im Dunkel der Geschichte. 1186 erstmals schriftlich erwähnt gemeinsam mit Emmerstedt.“'' Der Vollständigkeit halber sei auch das Dorf [[Hohnstedt]] erwähnt, ganz im Südwesten und außerhalb der Gemarkung Emmerstedt gelegen. Vermutlich erst im 16. Jahrhundert wüst gefallen, befand sich die Ortslage nördlich des [[Elz]]es etwa dort, wo die [[Kreisstraße 15]] von Emmerstedt kommend an die [[Bundesstraße 1|B 1]] anschließt. Heute zur Helmstedter Gemeindeflur gehörig, hatten im Mittelalter Emmerstedter Bauern Ackerflächen in Hohnstedt: Martin Niemann 1 Morgen und Friedrich Krebbel 1 Morgen/15 Ruten. Ein Flurname – ''Im Hohnstedter Winkel'' – erinnert auch ier an diese einstige Wohnstätte.
 
Auf Veranlassung des damaligen Landesherrn, Herzog Carl I. (1735–1780) wird im Lande Braunschweig eine Bestandsaufnahme gemacht. Die Generalvermessung aus dem Jahre 1752 weist für Emmerstedt eine Flurgröße von 3294 Morgen (823,5 ha) Kulturland aus. Zahlreiche Flurnamen aus dieser Zeit sind auch heute noch geläufig, sie wurden in den Gemeindebriefen (ab Heft 133) des Ortes beschrieben und soweit möglich ihre Entstehung gedeutet.
 
Ein Jahr später wird die Brandversicherungsanstalt, Vorläuferin der Öffentlichen versicherung Braunschweig, ins Leben gerufen. Alle Häuser mit zugehörigen Wirtschaftsgebäuden erhalten eine Versicherungsnummer (Assecuranznummer, kurz Ass.-Nr.), die in der Folge auch als Hausnummer genutzt wird. Erst mit Einführung von Straßennamen und der Durchnummerierung der anliegenden Häuserzeilen an Mitte der 1960er Jahre endet diese Zuordnung.
 
Im Jahr 1774 leben in Emmerstedt 440 Einwohner an 74 Feuerstellen. Haus- und Hofformen sind mitteldeutsch mit steinernen Toreinfahrten und zweigeschossigen WOhnhäusern in Fachwerkbauweise. Die meisten gebäude stammen nach schweren Bränden zwischen 1817 und 1830 aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, ältere Gebäude sind kaum noch vorhanden.
 
1837 erhält Emmerstedt eine neue Kirche (Pfarrstelle ab 1903). Seit 1896 hat Emmerstedt eine Bahnstation and er Strecke [[Bahnstrecke Helmstedt–Oebisfelde|Helmstedt–Oebisfelde]].
 
Ein Markstein in der Ortsgeschichte ist die Eröffnung der Braunkohlegruben zwischen [[Barmke]] und Emmerstedt, auf die nachfolgende eingegangen werden soll.
 
Bereits Mitte des 18. Jahrhunderts war auf dem Gelände des heutigen [[Emmateich]]es, jenes durch den Braunkohleabbau entstandene Senkungsgebiet, Torf im sogenannten ''Pieperschen Moor'' angebaut worden. Über den Anfang des Torfstechens geben die Akten keinen Aufschluss. Sie fangen 1744 an und gehen bis 1807 (Staatsarchiv Wolfenbüttel, FindNr. 50, Neu4, Nr. 8582). Im Jahre 1749 wurde ein Torfmagazin angelegt, 1763 stellt man Überlegungen an, weitere Flächen des Torfmoores zu entwässern zur Erweiterung des dortigen Torfstiches wegen des vermehrten Torfverbrauches des Salzwerkes Schöningen.
 
Im Jahr 1794 reicht der Theologiestudent und spätere Unternehmer Johann Moritz Friedrich Koch ein Gesuch an den Braunschweiger Herzog Carl Wilhelm Ferdinand, in der Emmerstedter Feldmark Braun- und Erdkohlen zu graben und zwar dort, wo die Helmstedter Töpfer ihren Ton holen. Gemeint sind das Gebiet ''Am schwarzen Berg'' und das heutige Wohngebiet Tonwerke / [[Windmühlenberg (Stadtviertel)|Windmühlenberg]].
 
1806 kauft Koch das ''Piepersche Torfmoor'' auf dem ''Sachtleben'', um den Torf und die darunter liegende Alaunerde zur Vitriolgewinnung zu nutzen. Der Ankauf der nahe gelegenen ''Brunsohle'', ein altes einsames Landgasthaus, dessen Gebäude schon sehr schadhaft und drohen dem Einsturz scheitert allerdings am zu niedrigen Kaufpreisangebot. Die Gebäude gehen an das [[Kloster Mariental]], Pächter wird der Gastwirt Schmidt.
 
Zwischenzeitlich ist das Herzogtum nun Teil des Königreiches Westphalen (1807–1813) und über die Aktivitäten im ''Pieperschen Moor'' in dieser Zeit ist nichts überliefert. Jedoch scheint es, dass Koch den Abbau weitergeführt hat, denn im Jahre 1815 wird ihm zunächst verboten, weiterhin Vitriol zu sieden mit der Einschränkung, vorhandene Vorräte aufzubrauchen. 1816 erhält Koch wiederum einen Vertrag über zwei Jahre, in dem die gesamte Produktion des Vitriols von der Herzoglichen Kammer zu einem Preis von 2 rt (Reichsthalern) 8 gg (Gutegroschen) pro Zentner (zu 114 Pfund) abgenommen wird.
 
Wie lange auf der Vitriolhütte produziert wurde, konnte bisher nicht genau ermittelt werden. Koch jedenfalls stirbt am 22. September 1856 in Helmstedt. Geblieben sind einige Gebäude der Vitriolhütte, zwischenzeitlich als ''Gut Emma'' und auch heute von dem neuen Besitzer landwirtschaftlich genutzt. Geblieben ist auch der Begriff ''Hüttenweg'' für die Verlängerung der [[Emmastraße]] von der Ortslage bis zu den genannten Gebäuden.
 
Als der Kaufmann Wilhelm Suder Anfang der 1860er Jahre damit beginnt, zwischen Emmerstedt und Barmke Braunkohle abzubauen, hat er auch die Vitriolhütten gekauft und nebenan auf dem Feld Emma Tagebaugruben und einen Tiefbauschacht errichtet. Bereits 1852/53 ist er im Emmerstedter Brandkataster unter Ass.-Nr. 84 als Beisitzer eingetragen.
 
Ein Kraftwerk, verbunden mit der Gründung der [[Überland-Zentrale Helmstedt]] AG (ÜZH) entsteht im Jahre 1905. Ab 1906 werden sowohl die Stadt Helmstedt als auch die umliegenden Ortschaften wie Emmerstedt mit Strom beliefert … ''und so brannte am 25. April zum ersten Mal elektrisches Licht auf den Dorfstraßen'' (Zitat aus der Kirchenchronik).
 
In mehreren Ausbaustufen werden von 1905 bis 1912 Dampfturbinen mit einer Leistung von 3700 kW (=3,7 MW) in Betrieb genommen. Zum Vergleich: das [[Kraftwerk Buschhaus]] hat eine installierte Nettoleistung von 350 MW, also nahezu das Hundertfache. Der ''Strom aus der Steckdose'' brachte den vorwiegend von der Landwirtschaft geprägten Dörfern große Vorteile: größere Sicherheit durch die elektrische Glühlampe statt des offenen Lichtes von Petroleumlampen, Einsatz von elektrisch betriebenen  Arbeitsmaschinen auf den Höfen und in den Werkstätten der Handwerksbetriebe. Insbesondere Drehmaschinen, angetrieben von großen Elektromotoren, brachten spürbare Erleichterungen für die Landwirte – und extreme Belastungen für die Stromproduzenten bei Spitzenbedarf, wie aus Berichten jener Zeit zu entnehmen ist.
 
Im Februar 1914 kaufen die [[Braunschweigische Kohlen-Bergwerke|Braunschweigischen Kohlen-Bergwerke]] AG (BKB) das gesamte Aktienpaket der ÜZH und werden damit gleichzeitig Eigentümer der Consolidierten Suderschen Braunkohlenwerke. (Die Braunschweigischen Kohlenbergwerke, Industriegschichte des Helmstedter Reviers, 1999).
 
Bis zum Jahre 1924 wird auf der [[Grube Emma]] Kohle gefördert und das Kraftwerk betrieben. Der technische Fortschritt in der Kraftwerksentwicklung ist seither bemerkenswert: wurden in jeden Anfangsjahren der Stromerzeugung ca. 5 kg Braunkohle für 1 KWh benötigt, genügt heute in modernen Kraftwerken dafür etwa 1 kg.
 
Spuren dieser ein dreiviertel Jahrhundert währenden Bergbautätigkeit finden sich noch heute in der Gemarkung Emmerstedt: die Bruchlöcher in den Waldgebieten des ''Lohen'' und des ''Wittenberges'', die Schneise der ehemaligen Seilbahn am nordöstlichen Fuß des Wittenberges zur Verladestation an der [[Bundesstraße 244|B 244]] (später Forsthaus Seilbahn, abgebrochen für den Autobahnanschluss Helmstedt West), das ehemalige Betriebsgelände des Kraftwerks mit der Kühlturmtasse und dem Maschinenhaus sowie kleinere Tagebaurestlöcher und -teiche bei [[Barmke]] und um den Bereich [[Grube Emma]] und natürlich der [[Emmateich]], beliebter Rast- und Brutplatz zahlreicher Wasservögel.
 
Bekannt wurde die [[Grube Emma]] als Kulisse für den im Jahr 1973 gedrehten Spielfilm ''Stunde Null'', der nach Ende des Zweiten Weltkrieges den Einzug der sowjetischen Armee in Sachsen nach dem Abuzg der Amerikaner thematisiert. Auch einige Komparsen aus Emmerstedt haben hier mitgewirkt.
 
Mit dem Verkauf der ehemaligen Betriebsanlagen und Ländereien durch die [[E.ON Avacon|E.ON]] ab 2007 ist nunmehr die Geschichte der Kohlegewinnung in der Emmerstedter Flur zu Ende gegangen. Due Überlegungen der [[BKB]] für einen Tagebau Emmerstedt, die in den 1980er Jahren im Ort zu zahlreichen Protestaktionen Anlass gegeben hatten, wurden im Jahre 1997 endgültig aufgegeben und dürften damit nur noch für die Geschichtsschreibung von Interesse sein.
 
Ein Stück Emmerstedter Bergbautradition allerdings ist in jüngster Zeit in das Dorf zurückgekehrt. Die Vereinfahne des im Jahre 1892 gegründeten Bergmannsvereins ''Vereinsglück'' der Gruben [[Grube Emma|Emma]] und [[Grube Berta|Berta]] wurde beim Weihnachtsmarkt 2009 aus dem Fundus der ehemaligen [[BKB]] dem Ortsmuseum übereignet und soll beim Festumzug im Jahre 2011 zu sehen sein. Wie lange der Bergmannsverein bestanden hat, ist nicht bekannt.
 
Der Bergbau hat sicher auch die Planungen der [[Bahnstrecke Helmstedt–Oebisfelde|Eisenbahnstrecke Helmstedt–Oebisfelde]] Ausgang des 19. Jahrhunderts, mit der das obere Allertal und seine Steinbrüche erschlossen werden sollten, beeinflusst. Bot doch der Schienenweg eine preiswerte Alternative für den Absatz der Braunkohle, zumal die Zuckerfabrik in Weferlingen, Eigentümer Wilhelm Suder, an gleicher Bahnstrecke lag. Ursprünglich war nämlich auch eine Trassenfüllung durch das Helmstedter Brunnental über Beendorf nach Weferlingen angedacht worden.
 
Dass die Strecke nicht durch das Dorf Emmerstedt geführt wurde, sollen ja die Hiesigen selbst verhindert haben. Ihre Befürchtungen, durch den Eisenbahnlärm würde „die Milchleistung der Kühe und die Fresslust der Schweine beeinträchtigt“ – so der zum Sachverständigen berufene Emmerstedter Barbier – soll dann zur Zrassenführung nördlich der Ortslage Anlass gegeben haben. Die Gefahr, „an Atem- Nerven- und Verdauungsstörungen sowie an Influenza zu erkranken“, hat letztendlich auch zu der Entscheidung geführt, den [[Bahnhof Emmerstedt]] auf Helmstedter Grund zu errichten. (Diese „gutachterlichen“ Ausführungen dürfen allerdings nicht so ernst genommen werden).
 
1914 dann der Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Die Folgen, auch für die Menschen daheim, beschreibt Pastor Schattenberg in seiner Kirchenchronik: „''[…] Infolge der von England ausgeübten Blockade nehmen die Lebensmittel allmählich ab und mussten rationiert werden. Zuerst kam das Brot an die Reihe. […]''“
 
Zwei Ereignisse aus jener Zeit sollen hier genannt werden, die bis heute Bestand haben: am 25 Februar 1916 wurde die evangelische Frauenhilfe gegründet und am 6. April des gleichen Jahres erstmal die Sommerzeit eingeführt.
 
Das Jahr 1917 traf die Kirche: wurden zunächst die aus Zinn gegossenen Prospektpfeifen eingezogen, so war es kurze Zeit später die große Kirchenglocke, deren Metall Kriegszwecken zugeführt wurde.
 
Zitat aus der Kirchenchronik des Folgejahrs: „''Dieses Jahr (1918) war für das Vaterland wegen der Knappheit von Lebensmitteln und Rohstoffen ein besonderes Notjahr. Nicht nur Brot und Mehl, sondern auch Fleisch (100 g pro Kopf und Woche, Butter 50 g), Milch, Zucker, Seife u. a. wurden nur noch auf Karten abgegeben. Sonnenblumen wurden angebaut und […] die reichlich gewachsenen Bucheckern gesammelt, um Öl zu gewinnen […]“
 
Bis zum Kriegsende 1918 und darüber hinaus bis zum Ende der Inflation im November 1923 haben die Menschen entbehrungsreiche Zeiten durchzustehen, und wieder berichtet Pator Schattenberg: „''Seit dem 6. November fahre ich 5 mal in der Woche als Bergmann der Grube Emma ein und kann nun meine aus 6 Köpfen bestehende Familie wieder ernähren. […] Meine Arbeiten in der Grube, so sauer es mir manchmal wird, haben auch den Vorteil, daß ich auf diese Weise einem großen Teil der Gemeinde näher komme, als es sonst möglich gewesen wäre.“
 
Ein erfreuliches Ereignis sei noch erwähnt, das sich im Jahr 2011 wiederholen werden soll: Glockenweihe in der [[St.-Petri-Kirche (Emmerstedt)|St.-Petri-Kirche]]. Hatte man im Jahr 1923 das Geld für zwei neue Stahlglocken zusammengebracht, so sollen nach weiteren 88 Jahren im Frühjahr 2011 zwei Bronzeglocken diese „Eisernen Ladys“ ersetzen. Die Chronik der Emmerstedter Kirchenglocken wurde in mehreren Folgen im Gemeindebrief (155, 156, 158 und 159) abgedruckt.
 
Am 5. August 1928 wird das Kriegerdenkmal eingeweiht, gewidmet den Toten des Ersten Weltkriges. Ab 1931 etabliert sich der Nationalsozialismus mit seinen Gruppierungen auch in Emmerstedt und neues Unheil zieht auf.
 
=== Der Zweite Weltkrieg ===
Alle, die die schlimmen Jahres dieses Krieges erlebten – in Emmerstedt, an der Front, in den zerbombten Städten im Westen oder in der verlorenen Heimat im Osten – haben eigene Erfahrungen gemacht. Vieles wurde aufgeschrieben, erzählt oder lebt einfach in der Erinnerung weiter. Wieder mussten die Menschen sich einschränken, mussten Opfer bringen, insbesondere jene die es aus der Ferne nach Emmerstedt verschlagen hatte. Emmerstedt wurde ihre neue Heimat, sie sind Emmerstedter geworden ohne zu vergessen, dass ihre Heimat  einst im Kohlenpott, in Ostpreußen, Pommern oder Schlesien gelegen hat. So sei, stellvertretend für alle Ereignisse jener zeit, an dieser Stelle wiederum die Kirchenchronik aus dem Jahr 1942 zitiert, in der der damalige Pastor Wandersleb die Situation des Dorfes beschreibt.
 
„''Da unsere Kirchenglocken aus Eisen sind, brauchten wir sie nicht abzuliefern und sie läuten nach wie vor unsere Gottesdienste ein. […] Nachdem wir schon bei der Hermann-Göring-Versammlung 13 kg Metall abgegeben hatten, erfolgte auch die Bestandsaufnahme von Metallgegenständen in der Kirche. Wir gaben an den großen Kronleuchter und zwei Altarleuchter aus Messing, eine Taufkanne und ein Taufbecken aus Neusilber die Tauf- und Abendmahlsgeräte von 1838 aus Zinn, die letzteren haben jedoch kunstgeschichtlichen Wert. […] Am Sonntag, d. 20 Februar mittags gegen 1 Uhr überflogen mehrere Staffeln feindlicher Flieger unser Dorf und unsere Feldmark. Sie hatten unsere Nachbarstadt Helmstedt […] angegriffen […]. Etwa 150 Menschen wurden getötet. Unter den Getöteten befanden sich auch drei Emmerstedter […]. Mehrmals sind in der Feldmark Bomben niedergefallen, ohne jemanden zu treffen. Eine einzige Bombe fiel neben der Gemeindebäckerei nieder uns zerstörte die Giebelwand des Stalles.“
 
=== Nachkriegszeit ===
Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges – Deutschland hatte am 8. Mai 1945 kapituliert – mussten zahlreiche Menschen in Emmerstedt ein neues Zuhause finden. So stieg die Einwohnerzahl von 1322 im Jahr 1939 auf 2300 im Jahr 1946. Bei der Aufteilung des restlichen Reichsgebietes in vier Besatzungszonen 1945 hatte es Emmerstedt in die britische Zone, 1947 in die Bi-Zone und ab dem 17. März 1948 durch den Beitritt der französischen in die Tri-Zone verschlagen. Und noch ein wichtiges Ereignis: mit der Einführung der D-Mark wurde der Beginn des Wirtschaftswunders eingeläutet. 1949 erfolgte die Gründung der Bundesrepublik Deutschland und damit verbunden eine deutliche Verbesserung  der Lebensbedingungen der Menschen. Ein Jahr später konnten dann alle Waren frei gekauft werden, die letzten Rationierungen (Lebensmittelmarken) wurden am 1. Mai 1950 aufgehoben.
 
Der herrschenden Wohnungsnot abzuhelfen, entstand ab 1954 das Baugebiet Rottensiedlung mit 25 sogenannten Landwirtschaftlichen Nebenerwerbs-Siedlungen für Flüchtlinge. Diese Siedlungsform sollte durch Hinzupachten von zwei Morgen Ackerland die Grundversorgung der Siedler sichern. So gehörte zu dem genormten Wohnhaus auch ein Nebengebäude für Schweine- und Kleintierhaltung. Ein Anfang. Viele Menschen konnten sich nun ein eigenes Heim schaffen, und so entstanden neben der Rottensiedlung weitere Baugebiete in Emmerstedt. Rege Bautätigkeiten auf der einstmals Emmerstedter Flur – heute Stadtgebiebt Helmstedt – hat das Bild und den Charakter des Dorfes, ursächlich durch die Nähe zur Kernstadt bedingt, stark verändert.
 
Waren die Baugebiete ''Blumensiedlung'' und ''Vogelsiedlung'' – offiziell Emmerstedt Nord – sowie das Industriegebiet Emmerstedt Ost im Werden, so ist auch nach dem Jubiläumsjahr 1986 noch vieles entstanden, das hier kurz beleuchtet werden soll.
 
==== Rottlande ====
Im Jahr 1998 entschied die Stadtverwaltung, im Norden der Ortslage Emmerstedt ein neues Baugebiet zu erschließen und bauwilligen Neubürgern rund 50 Bauplätze anzubieten. Die Straßennamen [[Haspelweg]] und [[Spindelweg]] sollten an die alte Leinewebertradition erinnern, die seinerzeit zahlreichen Bewohnern im Dorf ein bescheidenes Einkommen ermöglichte.
 
Die Flurbezeichnung [[Im Rottlande]], die der Ringstraße in diesem Baugebiet ihren Namen gab, weist auf die Rodung des ursprünglich hier vorhandenen Waldes (Stühholz) hin, der in grauer Vorzeit bis an die nördliche Ortsgrenze heranreichte und wohl auch als Hudewald genutzt wurde, heißt doch die nördlich der [[Lüneburger Heerstraße]] angrenzende Flur ''Fewelsberg'', was eben dieser Bedeutung entspricht.
 
Eine ehemalige Obstwiese, nunmehr als Grünanlage ausgewiesen und ein Kinderspielplatz auf dem zuvor hier gelegenen Schießstand bieten der jungen Generation beste Freizeitmöglichkeiten abseits der Hauptverkehrsstraßen.
 
==== Kreipke ====
Mitte der 1980er Jahre beginnen die Planungen für dieses Baugebiet westlich der [[Baugeschäft Friedrich Mensch|Firma Mensch]]. Der Name der Anliegerstraße [[Kreipke]] entspricht auch hier der alten Flurbezeichnung und leitet sich her aus dem Begriff Kreike, eine kleine Pflaumenart, auch Kriechpflaume, hier wiederum abgeleitet aus niederdeutsch kreipen / kruupen = kriechen. Im Jahr 1993 ist die Bebauung weitgehend abgeschlossen.
 
==== Am Schwarzen Berg ====
Dieses Gebiet liegt östlich der Siedlung [[Tonwerke]]. [[Am Schwarzen Berg]], [[Fassweg]] und [[Quittenweg]] sind die Straßenbezeichnungen dieses jüngsten Wohnbaugebietes in der Emmerstedter Gemarkung. Sie erinnern an die Flurbezeichnungen des Baugegietes, das frühere Vorhandensein einer Fassfabrik bei den Tonwerken und die Quitte als häufig hier vorkommende Wildfrucht.
 
==== An der Blume ====
Hergeleitet von der einstmals bekannten Gaststätte gleichen Namens entstand hinter diesem Anwesen ein kleines Baugebiet. Bereits Ende 1979 wurden die ersten Grundstücke verkauft in Vorbereitung auf den geplanten Wohnungsbau. Im Juli 1980 wurde mit dem Straßenbau begonnen, die Erschließung der Baugrundstücke erfolgte dann ab Juni 1981.
 
Neben den Neubaugebieten wurde im Osten ein Industriegebiet erschlossen, das noch zahlreichen Gewerbebetrieben die Möglichkeit zur Entfaltung bietet.
 
Auf dem Flurstück gleichen Namens, zwischen Steinberg – mit 143,5 m die höchste Erhebung in der Emmerstedter Flur – und dem Wohngebiet [[Windmühlenberg]] gelegen, wurde ab 1994 ein Industriegebiet erschlossen, auf dem sich bisher nur wenige Betriebe angesiedelt haben. Die Straßennamen [[Am Lohen]], [[Steinbergstraße]] und [[Kaisergraben]] haben Bezug zu den angrenzenden Flurbezeichungen.
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=== Gegenwart ===
Seit 1990 wird an Bürger des Ortes für herausragende Leistungen im sportlichen Bereich sowie für die Gemeinschaftspflege das [[Emmerstedter Dankzeichen]] verliehen. 2011 wurde eine Idee des Ortsrates durch die Mithilfe aller Vereine in die Tat umgesetzt, es wurde erstmals ein Maibaum aufgestellt.
 
<!--=== Religionen ===-->
<!--=== Religionen ===-->
=== Eingemeindungen ===
=== Eingemeindungen ===

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