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Kaiserdom Königslutter

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Datei:Königslutter Dom Vor.jpg
Der Kaiserdom von Nordwesten
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Kaiserdom (Seite mit Jagtfries)

Der Kaiserdom Königslutter wurde 1135 als Benediktiner-Abteikirche von Kaiser Lothar III. zur Ehre von „St. Peter und Paul“ in Königslutter gestiftet. Die Fertigstellung des romanischen Bauwerkes erfolgte – nach dessen Tod – um 1170 unter Heinrich dem Löwen. Das Kirchengebäude ist eine kreuzförmige Pfeilerbasilika, die mit 75 m Länge und 18 m Höhe für damalige Zeit enorme Ausmaße hatte. Der Kaiserdom wurde an der höchsten Stelle im Ort errichtet.

Bedeutung

Der Kirchenbau zählt zu den wichtigsten Kulturdenkmälern der Romanik in Deutschland und war das erste Großgewölbe nördlich des Harzes. Er war als Symbol imperialer Würde angelegt und ist von der Bedeutung her dem salischen Kaiserdom zu Speyer gleichzusetzen. Der Bau lässt die unmittelbare Nachfolge zu oberitalienischen Kirchen wie den Domen von Modena, Verona und Piacenza erkennen.

Geschichte

Vorläufer des Kirchenbaus war ein Kanonissenstift, das die Grafen von Haldensleben im 11. Jahrhundert errichteten. Es lag nahe dem damaligen Dorf Lutter am Bach Lutter, der hier am Rande des Elms entsprang. 1135 wandelte Kaiser Lothar, seit 1125 deutscher König und 1133 deutscher Kaiser, das Stift in ein Benediktinerkloster um. Dabei stiftete er den nun entstehenden Kaiserdom als Klosterkirche. In der Gründungsurkunde ließ er dem Kloster umfangreichen Grundbesitz nahe dem Dorf, Waldanteile im Elm und weiteren Streubesitz bis zum etwa 20 km entfernten Drömling, u. a. die Wulvosburg, vermutlich ein Vorläuferbau der Wolfsburg.

Zwei Jahre nach Baubeginn starb Kaiser Lothar von Süpplingenburg 1137 in Tirol bei der Rückkehr von einem Italienfeldzug. Seine sterbliche Überreste wurden in der noch nicht fertiggestellten Kirche beigesetzt. Nach seinem Tode wurde das Bauwerk aus Elmkalkstein in einer einfacheren Weise mit reduzierten Plänen vollendet. Die beiden Westtürme wurden erst im 15. Jahrhundert vollendet. Vom Gründer Kaiser Lothar mit zahlreichen Reliquien ausgestattet, entwickelte sich die Kirche im späten Mittelalter zu einem bekannten Wallfahrtsort. Hauptwallfahrtstag war der 29. Juni, der Peter- und Paulstag als Namenstag der beiden Kirchenheiligen. Wallfahrer kamen aus Lübeck, Lüneburg, dem Rheinland und Thüringen.

Liste der Pastoren und Superintendenten seit der Reformation

Seit der Reformation hatten folgende Personen das Amt des Pastors beziehungsweise die Superintendentur inne:

  • 1570–1583 Johann Cotta
  • 1583–1584 Benedict Cuppius
  • 1584–1608 Johann Wedde
  • 1608–1613 Johann Siegfried
  • 1614–1623 M. Gunther Danelius
  • 1624–1654 Siegbert Sidelius
  • 1655–1682 Valentin Hake
  • 1682–1692 Fr. Mathias Hake
  • 1693–1713 Joh. Julius Bremer
  • 1713–1717 Hrch. Konr. Dedekind
  • 1717–1719 Andreas Dunsing
  • 1720–1722 Val. Heinr. Hake
  • 1722–1731 Sup. Joh. Wilh. Dörner
  • 1732–1740 Sup. Ant. Aug. Oesterreich
  • 1740–1741 Heinr. Detlev König
  • 1742–1778 Sup. Joh. Esaj. Hoyer
  • 1778–1812 Sup. Georg Heinr. Bode
  • 1812–1831 Johann Georg Heinr. Bode
  • 1831–1875 Chr. Theod. Dieckmann
  • 1876–1884 Hr. Ludw. Wilh. Willecke
  • 1885–1897 Fritz Freist
  • 1898–1922 Paul Nebelung
  • 1922–1931 Walter Schomburg
  • 1931–1958 Propst Rich. Diestelmann
  • 1958–1984 Curt Raths
  • 1984 bis heute Manfred Trümer

Baubeschreibung

Die Kirche besteht aus zwei sehr verschiedenen, aber bedeutsamen Teilen. Zuerst entstand 1135 bis ca. 1150 der große Mönchschor im Osten, der in den Tradition von Cluny II steht. Von Cluny in Burgund in Frankreich ging im 10. Jahrhundert die Reform des Benediktinerordens aus. Von seinen insgesamt drei Kirchenbauten gaben die letzten beiden entscheidende Anregungen für die Architektur der anderen Ordenskirchen. Der Ostteil der Kirche hatte als Ideal den Schmuckreichtum dieses französischen Baus vor Augen.

Jedoch wurden 1150/60 die Pläne geändert und mit dem Beginn des Westbaus und der Ausführung des Langhauses wurde mit asketischer Formensprache ein deutlicher Gegensatz zu der schmuckreichen Ostpartie gesetzt. Hier fand eine Rückkehr zu den ältesten lokalen Bautraditionen mit einem rechteckigen, niedersächsischen Westbau mit zwei Türmen statt.

Das Bauwerk besteht aus Elmkalkstein, der nahe dem Ort an den Hängen des Elms gebrochen wurde. Besondere Bedeutung erlangte der Dom durch den reichen künstlerischen Schmuck in Form von Bildhauerarbeiten lombardischer Steinmetze. Die ist vor allem der Kircheneingang, das Löwenportal und der Jagdfries an der äußeren Fassade.

Das Löwenportal des nördlichen Seitenschiffes gehört noch zur ersten Bauphase. Die Bauplastik, die sich nicht nur hier, sondern auch an den Ostteilen und am Kreuzgang zeigt, hat sehr große Ähnlichkeit mit Bauten in Ferrara, Verona und Piacenza in der Lombardei, sodass man annimmt, eine Gruppe von vorher in Italien tätigen Steinmetzen habe diese Formen nach Königslutter gebracht. Bedeutungsvoll dabei ist, dass der oberitalienische Vorbildkreis durch die Aufnahme antiker Formen geprägt ist. So wurden also durch Italien antikisierende Einzelformen nach Königslutter gebracht. So etwas war in Sachsen vorher unbekannt, auch nicht der monumentale Gewölbebau und die anspruchsvolle Mauertechnik. Der erste Bau von Königslutter hat als eine kaiserliche Stiftung prägende Wirkung gehabt. Königslutter ist das sächsische Gegenstück zum salischen Kaiserdom in Speyer.

Sehenswert ist der Kreuzgang, entstanden ab 1150, von dem der Nord- und der Westflügel noch erhalten ist. Der ältere Nordflügel gehört mit seinem Reichtum an ornamentierten Säulen und Kapitellen zu den schönsten seiner Art in Deutschland.

Zum sogenannten Jagdfries an der Apsis gibt mehrere Deutungen. Eine sehr interessante Deutung des Braunschweiger Künstlers und Kunsterziehers Jürgen Bernhard Kuck, die über die dargestellten, offensichtlichen Jagdszenen hinaus den Menschen als Opfer des Teufels darstellt und letzteren selber auch in einer Art Vexierbild in der obigen Abbildung „Hasen fesseln Jäger“ zeigt. Dies ist insofern bemerkenswert, weil sich der Fries genau hinter dem Altar befindet. Das Gros der Forschung deutet diese Szene jedoch auf der Basis biblischer Texte sowie spätantiker und mittelalterlicher Auslegungsliteratur - zum Beispiel die Schriften der Kirchenväter oder der Physiologus - als Sieg des Guten über das Böse.

Eine spiegelverkehrte Inschrift Hoc opus eximium vario celamine mirum sc (ulpsit) - Dieses vortreffliche Werk, durch mannigfaltige Meißelarbeit wunderbar, hat gemeißelt am Ende des Jagdfrieses bricht an der Stelle ab, wo ein Künstlername zu erwarten wäre. Statt diesem befindet sich darunter die Darstellung eines Jägers, der einen erlegten Hasen schultert. Man deutet sie als versteckte Künstlersignatur des zu den Magistri Comacini gehörenden Nicolaus von Verona. Sein Name setzt sich aus den griechischen Wörtern nikáo (siegen) und laós (Volk) zusammen. Zum Hasenbesieger nikáo lagos wird er durch das Hinzufügen des Buchstabens g. Es ist davon auszugehen, dass die Bildbetrachter ein ausreichendes Maß an Bildung besaßen, um die versteckte Signatur über den Umweg des Griechischen zu entschlüsseln.

Es wird vermutet, dass die an der Dombauhütte tätigen Steinhauer und Steinmetze einen „Königslutteraner Stil“ verbreiteten. Die Bauweise des Domes diente als Vorbild für andere Sakralbauten im südlichen Niedersachsen und auch im Gebiet bis zur Elbe.

Seit 1986 gibt es gegenüber dem Dom ein Kaiserdom-Museum in einem Gebäude, das ehemals von einer Steinmetzschule genutzt wurde. Es informiert über die Baugeschichte der Kirche, deren Bauherrn Kaiser Lothar und das Benediktinerkloster und beherbergt ein Steinmetzmuseum.

Kaisergrab

Neben Kaiser Lothar III. sind im Kaisergrab im Inneren der Kirche beigesetzt:

  • Lothars Schwiegersohn Heinrich der Stolze († 1139) (Vater Heinrichs des Löwen)
  • Lothars Gemahlin Richenza († 1141)
  • unbekanntes Kind

Das Kaisergrab wurde bereits 1620 geöffnet. Dabei entnahm man den bleiernen Reichsapfel und eine Schrifttafel, die Lothars Tod und die damalige politische Situation beschreibt. Außerdem wurden Grabkrone, Schwert und Kelche entnommen, die seitdem verschollen sind. 1708 wurde das Grab neu gestaltet, da 1640 herabstürzende Gewölbe das alte Grabmal zerschlagen hatten. Eine erneute Graböffnung erfolgte 1978 durch Archäologen. Dabei wurden weitere Funde gemacht, wie Teile eines bleiernen Szepters, ein Gold- und ein Silberring mit den christlichen Symbolen Alpha und Omega. Das Grab der Kaiserin enthielt eine Grabkrone aus Blei und einen Blumenstrauß.

Ausmalung

Ende des 19. Jahrhunderts war die frühere mittelalterliche Kirchenausmalung mit gelber Farbe überstrichen. Auf Anregung von Prinz Albrecht von Preußen wurde eine Instandsetzung der Kirche beschlossen. Dazu gehörte eine neue Ausmalung des Kircheninnenraums, die 1887-94 durch den Braunschweiger Hofdekorationsmaler Adolf Quensen nach den Plänen des süddeutschen Professors August Ottmar Essenwein erfolgte. Der dabei zur Anwendung gekommene Malstil wird als klassizistisch beschrieben. Die Malereien gelten heute als ein bedeutendes Zeitdokument des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Rund 100 Jahre später wurden in den 1990er Jahren erhebliche Schäden an den Malereien festgestellt, die aus den Umweltbedingungen wie Saurer Regen und Bausicherungsverfahren in den 1960/70er Jahren resultierten, als zur Bauwerkssicherung Zuganker und 300 Tonnen Beton ins Mauerwerk eingebracht wurden. Durch diese Bedingungen und die Alkalität des Beton in ein Kalksteinmauerwerk wurde die Salzbildung forciert und dadurch die Malerei geschädigt.

Orgel

Die große romantisch-sinfonische Orgel auf der Empore wurde 1892 bis 1895 von der Orgelbaufirma Furtwängler & Hammer (Hannover) erbaut. 1984 wurde das Instrument durch die Orgelbaufirma Hillebrand umgebaut und elektrifiziert. Im Zuge einer umfassenden Sanierung der Orgel in den Jahren 2008 bis 2010 wurde das Instrument von der Orgelbaufirma Hartwig Späth (Freiburg) in den historischen Zustand von 1895 zurückgeführt. Bei dem Umbau der Orgel 1984 wurden die Abstrakten und Winkelbalken eingelagert. Dieser glückliche Umstand ermöglichte, die alte mechanische Traktur zu restaurieren und wieder einzubauen. Das Instrument hat Kegelladen. Die Trakturen sind mechanisch.[1]

I Hauptwerk C–f3

1. Prinzipal 16'
2. Bourdon 16'
3. Prinzipal 8'
4. Großgedeckt 8'
5. Gambe 8'
6. Hohlflöte 8'
7. Octave 4'
8. Gemshorn 4'
9. Gedecktflöte 4'
10. Quinte 22/3'
11. Octave 2'
12. Cornett III-IV 22/3'
13. Mixtur III-V 2'
14. Trompete 8'
II Seitenwerk C–f3
15. Quintatön 16'
16. Prinzipal 8'
17. Fugara 8'
18. Gemshorn 8'
19. Doppelflöte 8'
20. Rohrflöte 4'
21. Viola 4'
22. Nasat 22/3'
23. Harmonieflöte 2'
24. Progressiv harm. II-IV
25. Clarinette 8'
Tremulant
III Echowerk C–f3
(schwellbar)
26. Aeoline 16'
27. Geigenprinzipal 8'
28. Flöte trav. 8'
29. Lieblich Gedackt 8'
30. Salicional 8'
31. Aeoline 8'
32. Violine 4'
33. Zartflöte 2'
34. Oboe 8'
Pedal C–f1
35. Prinzipalbass 16'
36. Violon 16'
37. Subbaß 16'
38. Quintenbaß 102/3'
39. Oktavbaß 8'
40. Flötenbaß 8'
41. Cello 8'
42. Oktave 4'
43. Posaune 16'
44. Trompete 8'
  • Koppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P

Kaiser-Lothar-Linde

Die Kaiser-Lothar-Linde nahe dem Dom ist ein Naturdenkmal von überregionaler Bedeutung, da der Baum zu den ältesten und dicksten Linden in Niedersachsen zählt. Der Baum soll im Jahr des Baubeginns des Doms 1135 an einer Richtstätte gepflanzt worden sein. Ob er tatsächlich fast 900 Jahre alt ist, ist nicht bekannt. Im Volksmund wird die Linde auch die Tausendjährige Linde genannt. Der Baum ist heute etwa 20 m hoch und hat einen Stammumfang zwischen 11 und 15 m. Er wächst nicht mehr in die Höhe sondern in die Breite. Der Stamm ist im Inneren ausgemauert. Der unterste, vom Stamm abgehende Ast in 1,5 m Höhe ist gegen Abbrechen abgestützt. Außerdem halten Drahtseile den Baum zusammen. Seit 1956 ist er ein Naturdenkmal, 1975 wurde eine Baumpflegemaßnahme durch einen Baumchirugen durchgeführt.

Literatur

  • Jürgen Diestelmann: Zur Klosterreform des 12. Jahrhunderts in Niedersachsen. In: Jahrbuch der Gesellschaft für Niedersächsische Kirchengeschichte, 1955, S. 13 ff.
  • Jürgen Diestelmann: Die Stiftskirche zu Königslutter (Kleine Kunstführer für Niedersachsen, Heft 9). 7. Auflage, Göttingen 1988
  • Richard Diestelmann: Die lutherischen Pfarrer der Stadtkirche Königslutter von der Reformation bis heute, Königslutter 1695
  • Ernst Andreas Friedrich: Wenn Steine reden könnten, Landbuch-Verlag, Hannover 1989, ISBN 3-7842-0397-3
  • Thomas Gädeke und Martin Gosebruch: Königslutter Die Abtei Kaiser Lothars. Fotos von Jutta Brüdern. 3., durchgesehene Aufl., Königstein i. Ts. 1998, ISBN 3-7845-4822-9
  • Tobias Henkel, Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz (Hrsg.): Kaiserdom Königslutter - Geschichte und Restaurierung, Petersberg 2008, ISBN 978-3-86568-428-8
  • Stadt Königslutter (Hrsg.): 850 Jahre Kaiserdom 1135–1985, Königslutter 1985
  • Ernst Andreas Friedrich: Gestaltete Naturdenkmale Niedersachsens, Landbuch-Verlag, Hannover 1982, ISBN 3-7842-0256-X

Einzelnachweise

Quelle

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