Thieplatz von Räbke
Der Thieplatz von Räbke ist ein von Kastanien gesäumter, etwa 70×70 m großer Platz am Nordrand der Gemeinde Räbke im Landkreis Helmstedt in Niedersachsen in Deutschland. Er ist der einzige Thie im Braunschweiger Land, der in seiner früheren Größe erhalten geblieben ist. Das 1966 als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesene Platzgelände[1] wird heute als Festplatz genutzt.
Geschichte
Auf dem Thieplatz fanden sich Äxte und Beile aus der Zeit um 4000 bis 3000 v. Chr., die belegen, dass die Gegend bereits in der Jungsteinzeit besiedelt war. Gefundene Spinnwirtel und Scherben von Keramikgefäßen zeugen von der Nutzung des Platzes im Mittelalter. Im Südwesten des Platzes standen auf dem kleinen Hügel früher sieben Linden. Einer örtlichen Sage nach seien die Bäume für sieben im Dreißigjährigen Krieg gefallene Offiziere gepflanzt worden. Angeblich haben die Bäume Friedrich dem Großen auf seiner Hochzeitsreise so gut gefallen haben, dass er eine Rast unter den Bäumen einlegte. Die Linden wurden in den 1970er Jahren gefällt und an der Stelle wieder neu angepflanzt. Vermutlich befand sich hier ursprünglich die Gerichtsstätte. Der kleine Hügel mit einer Höhe von 1,5 m und einem Durchmesser von 23 m wird von Archäologen als Hügelgrab angesehen und steht unter Denkmalschutz.[2] Näheres zu seiner Geschichte kann erst eine archäologische Ausgrabung ergeben. Der Thie findet sich als älteste Darstellung auf Karten aus dem 18. Jahrhundert.
Seit langem wurde der Thie als Festplatz des Dorfes genutzt. Im 19. Jahrhundert fanden auf ihm bei Hochzeiten Brauttänze statt. Am Johannistag im Juni wurde auf dem Platz das Fahnenfest gefeiert. 1914 wurde den Räbker Bürgern der Ausbruch des Ersten Weltkriegs auf dem Thie verkündet. 1955 plante die Gemeinde Räbke, auf dem Thie eine Turnhalle zu errichten, was eine auf Grundlage eines Gutachtens des Braunschweigischen Landesmuseums für Geschichte und Volkstum vom Landkreis Helmstedt 1958 ergangene Ausweisung als geschützter Landschaftsteil verhinderte.[3] Heute findet auf dem Thie jedes Jahr das dreitägige Räbker Sommerfest mit Festzelt, Tanz und Karussell statt.
2015 wurde am Thie eine neue Informationstafel zur Geschichte des Platzes aufgestellt[4]. 2021 wurde bekannt, dass die meisten der 34 Kastanienbäume durch Miniermotten geschädigt sind und eine Ersatzbepflanzung notwendig ist[5]. Zuletzt war der Platz wegen immer wieder herabstürzender Ästen nicht mehr genutzt worden, so dass am 9. Dezember 2024 die 31 betroffenen, rund 150 Jahre alten und zum Teil stark geschwächten, Kastanienbäume gefällt wurden[6]. An ihren Stellen sollen im Frühjahr 2025 Winterlinden gepflanzt werden[6].
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Der Thieplatz im Frühjahr
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Der Grabhügel auf dem Thieplatz
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Informationstafel auf dem Thieplatz
Literatur
- Werner Flechsig: Der Thie in Räbke. Ein Natur- und Kulturdenkmal besonderer Art in: Förderverein Räbker Chronik: (Hrsg.): Räbke. Ein Dorf am Elmesrand, Helmstedt, 2005, S. 405–409
Weblinks
- Monika Bernatzky: Der Thieplatz von Räbke
- Thie (wissenschaftlich: Tie) im Denkmalatlas Niedersachsen
Einzelnachweise
- ↑ Verordnung zum Schutze des Landschaftsteiles „Thingplatz Räbke“ im Landkreis Helmstedt. Landkreis Helmstedt, 25. Februar 1966, abgerufen am 3. Januar 2025 (deutsch).
- ↑ Grabhügel. In: Denkmalatlas Niedersachsen. Abgerufen am 3. Januar 2025 (deutsch).
- ↑ Räbke. In: braunschweig-touren.de. Abgerufen am 3. Januar 2025 (deutsch).
- ↑ Hier erfährt jeder, was der Thieplatz bedeutet. In: Braunschweiger Zeitung. 6. November 2015, abgerufen am 3. Januar 2025 (deutsch).
- ↑ Dirk Fochler: Kastanien auf dem Thie in Räbke haben kaum Chancen. In: Braunschweiger Zeitung. 7. April 2021, abgerufen am 3. Januar 2025 (deutsch).
- ↑ a b Marion Korth: Trauriger Tag für Räbke: Bäume auf dem Thie werden gefällt. In: Braunschweiger Zeitung / Helmstedter Nachrichten. 10. Dezember 2024, abgerufen am 3. Januar 2025 (deutsch).