Elm
Der Elm ist ein 25 km langer und 3–8 km breiter, bewaldeter Bergzug südöstlich von Braunschweig in Niedersachsen. Seine maximale Höhe beträgt 323,3 m ü. NN am Eilumer Horn, ca. 3 Kilometer vom Ort Erkerode entfernt. Das weitgehend siedlungsfreie Waldgebiet mit dem größten Buchen-Hochwald Norddeutschlands und dem Reitlingstal ist Teil des Naturparks Elm-Lappwald. Geologisch ist der Elm hauptsächlich aus fossilienreichem Muschelkalkgestein aufgebaut, das als Elmkalkstein seit dem Mittelalter ein begehrter Baustoff ist.
Geographie
Der Höhenzug gehört zu den Landkreisen Helmstedt und Wolfenbüttel, am Elmrand liegen die Städte Königslutter am Elm, Schöningen und Schöppenstedt und in Sichtweite befinden sich Braunschweig sowie Helmstedt.
Landschaftsnutzung und Vegetation
Die Waldfläche des Elms umfasst eine Fläche von über 8000 ha; davon sind 50% Staats- und 50% Privatwald. Zuständig ist hier das Niedersächsische Forstamt Wolfenbüttel, welches insgesamt rund 8500 ha landeseigenen Wald zwischen Hämelerwald und Schöningen bewirtschaftet. Darüber hinaus werden in diesem Raum etwa 9000 ha weiterer Waldfläche anderer Waldeigentümer betreut. 32% des Elms sind als Waldschutzgebiet ausgewiesen. Als Waldstandort hat der Elm auf der Skala von 1 bis 6 mit einer 5 eine sehr gute Note. Erklärtes Ziel der Landesforstverwaltung ist es, den Anteil abwechslungsreicher Laub- und Mischwälder, den Anteil alter Bäume und Baumgruppen sowie toter Bäume, in denen viele seltene Tiere und Pflanzenarten leben, zu vermehren. Dieses Ziel ist auf großen Teilen der Landesforstflächen im Elm bereits umgesetzt worden. Die Forstverwaltung möchte speziell mehr Eschen, Ahorn, Kirschen und Eichen, also mehr einheimische Hölzer, im Elm anpflanzen. Nadelhölzer sollen zurückgedrängt werden. Der Elm als größtes zusammenhängendes Buchenwaldgebiet in Norddeutschland (nördlich des Hessischen Berglandes) bleibt aber erhalten; der Anteil der Buchen wird sogar leicht zunehmen. Hauptsächlich ist die Rotbuche vertreten. Über das vom Forstamt erarbeitete Konzept hinaus haben Fachleute des Niedersächsischen Forstplanungsamtes auch eine Biotopkartierung vorgenommen. Diese dient als Ratgeber für den Erhalt wertvoller Lebensräume für Tiere und Pflanzen.
Erholungsgebiet
Der gesamte Elm ist Landschaftsschutzgebiet und stellt seit Einrichtung des Naturparks Elm-Lappwald 1977 dessen Kernstück dar. Benachbart liegen die Höhenzüge der Asse, 5 km südwestlich, des Dorm, 5 km nordöstlich und des Lappwaldes, 10 km nordöstlich. Touristisch genutzt wird der Elm vorwiegend als Erholungs- und Wandergebiet. Vor allem Berliner Gäste schätzten ihn zur Wochenenderholung bis zur Wende 1989. In der Stelle der früheren Elmgemeinde Langeleben gibt es mehrere Erholungsheime für Jugendliche. Seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts entstanden im Elm zahlreiche Waldgaststätten:
- Reitlingsgaststätte im Reitlingstal
- Waldgaststätte am Tetzelstein
- Elmhaus oberhalb von Schöningen
- Waldfrieden oberhalb von Esbeck
- Lutterspring an der Lutterquelle bei Königslutter am Elm
- Watzumer Häuschen (ehemaliges Forsthaus) oberhalb von Eitzum
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden einzelne Teile des Elms, wie das Reitlingstal und die Lutterquelle, unter Landschaftsschutz gestellt.
Geologie
Gestein
Die Gesteine des Elm entstanden Tiefbohrungen zufolge in der Trias (vor etwa 200 Millionen Jahren) am Boden eines früheren Meeres. Durch die darin lebenden Meerestiere bildete sich eine Kalkschlammschicht, aus der später durch Verdichtung Kalkstein entstand. Danach wölbte sich der Meeresboden durch Aufstieg von Zechsteinsalzen zu einem Höhenzug in Form eines Sattels, was einen Zeitraum von 100 Millionen Jahren zwischen dem Jura und dem Tertiär beanspruchte. Heute besteht der Elm aus Kalksteinen des Muschelkalks und einer 500 m mächtigen Schicht des Buntsandsteins. Darunter liegt ein 900 m starkes Salzlager der Zechsteinzeit. Die Gesteine, die den Elm oberflächlich bilden, gehören größtenteils der Muschelkalkzeit an. Dazu gehören unten bis zu 200 m mächtige Kalkmergelsteine, die wegen ihrer Wellung auch als „Wellenkalk“ bezeichnet werden, mit den eingelagerten Schaumkalk-Bänken aus Kalkstein. Sie sind ein guter Werkstein, aus dem sich 1 m starke und bis zu 8 m² große Kalksteine gewinnen lassen. Dies zur Verarbeitung geeignete Steinmaterial tritt nur im nördlichen Teil des Elms an die Oberfläche, wo es abgebaut wird. Das als Baumaterial geeignete Gestein ist umgeben von Schichten aus Mergelstein aus dem mittleren Muschelkalk.
Ursprünglich war der Elm etwa 200 Meter höher als heute, wurde jedoch durch Einwirkung von Wasser, Eis und Wind wieder abgetragen. Das war vor allem während der Eiszeiten der Fall. Während der vorletzten Eiszeit war der Elm letztmals von Gletschereis bedeckt, was an verstreut liegenden Findlingen zu erkennen ist. In der letzten Eiszeit war der Elm nicht mehr von Eis bedeckt, es herrschte aber ein eiszeitliches Klima vor. Dabei erhielt er eine bis zu 60 Zentimeter starke Lössschicht, was in Verbindung mit dem darunter liegenden Kalkstein günstig für den späteren Baumbestand war.
Versteinerungen
In fast allen Schichten der Muschelkalkzeit finden sich Versteinerungen. Das vor 200 Millionen Jahren hier vorkommende Meer hatte einen sehr hohen Salzgehalt. Dadurch war die Artenzahl gering, die Individuenanzahl der einzelnen Arten aber sehr hoch. Davon zeugen Kalkplatten mit Weichtieren der Gattungen Omphaloptycha, Loxonema, Myophoria und Hoernesia.
Auch die Bodenregion des früheren Meeres war bewohnt. Würmer und Gliedertiere waren in den Schlamm eingegraben. Davon sind heute im Gestein noch zahlreiche Grabgänge und Fressbauten zu finden. Dazu zählen auch Lebensspuren durch lange Röhren und geringes Breitenwachstum, die Rhizocorallium genannt werden. Der Name ist eine Kennzeichnung der Spuren, sagt aber nichts über den unbekannten Erzeuger aus.
Neben vielen anderen Mollusken konnten in den Versteinerungen des Elms Zähne und Wirbel von Nothosaurus sp., einer etwa einen Meter langen Ruderechse, Zähne von Placodus sp., einem Pflasterzahnsaurier und einige wohlbehaltene Kelche der recht seltenen Seelilie Encrinus carnalli gefunden werden.
Steinbruch Hemkenrode
Als exemplarisch für die Tierwelt des Unteren Muschelkalks im Elm gelten die Fossilfunde aus dem Steinbruch Hemkenrode. Versteinerungen des Mittleren Muschelkalks fehlen fast vollständig. Versteinerungen von Seelilien finden sich in den Randgebieten des Elms im weichen Kalkstein, besonders ausgeprägt in Erkerode. Seelilien waren Meerestiere mit Fangarmen, deren bis zu 1 Meter lange Stiele am Meeresgrund festgewachsen waren. Vor allem fand man die Art Encrinus liliiformis mit ihrer gedrungenen, robusten Krone. In jüngster Zeit konnten im Elm ganze Muschel-Seelilien-Lebensgemeinschaften nachgewiesen werden, die eng umgrenzte, riffartige Gebilde darstellten. Die Sammlung Otto Klages in Königslutter am Elm besitzt mehrere hundert Exemplare, darunter eine große Steinplatte mit 16 Seelilienkronen und Stielen bis zu 70 cm Länge. Weiterhin findet man häufig das knotige Ammonshorn (Ceratites nodosus), ein mit den heutigen Tintenfischen verwandtes Weichtier.
Erdfälle
Im Elm gibt es eine große Anzahl von Erdfällen, kreisrunde, trichterförmige Vertiefungen, die auch als Dolinen bezeichnet werden. Die Angaben schwanken zwischen 200 und 600. Der größte ist der sagenumwobene „Bornumer Erdfall“. In einen Erdfall in der „Teufelsküche“ nahe dem Reitlingstal verschwindet der Bach „Mönchespring“. Der jüngste Erdfall entstand 1949 nahe Veltheim. Die Erdfälle des Elms bildeten sich durch Wasserauslaugungen im Gips- und Salzuntergrund, was zu unterirdischen Hohlräumen führte. Durch das Einstürzen bildeten sich Erdfälle als Einsturztrichter, die bis zu 15 Meter tief sein können. Auf den Bergrücken des Elms sind die Vertiefungen trocken, in den Niederungen dagegen mit Wasser gefüllt.
Quellen
Auf dem Elm sind kaum Quellen von fließenden Gewässern anzutreffen. Das ist darin begründet, dass das Niederschlagswasser sofort in einem feinen Kluftsystem im durchlässigen Kalkgestein versickert. Das verschwundene Wasser tritt an den Randzonen des Höhenzuges in Überlaufquellen wieder zutage. Im oder am Elm entspringende Gewässer sind:
- Altenau
- Wabe
- Lutter
- Schierpkebach bei Langeleben
- Schunter (Brunsleberfeld bzw. Schunterquellen bei Räbke)
Geschichte
Frühgeschichte
Der Mensch hat schon in frühgeschichtlicher Zeit im Elm gelebt. Das beweisen Funde aus der mittleren Steinzeit, die das Braunschweigische Landesmuseum verwahrt und die an folgenden Orten gemacht wurden:
- Jungsteinzeitliches Kammergrab oberhalb von Evessen
- Zahlreiche bronzezeitliche Hügelgräber
- Reitlingsbefestigungen (Burgwallanlagen) über dem Reitlingstal (Krimmelburg, Brunkelburg, Wendehai-Wälle und Wurtgarten)
Mittelalter
Im Mittelalter standen zahlreiche Ritterburgen im Elm, so die
- Höhenburg Warburg, Bodenreste, die in den 1960er-Jahren ausgegraben wurden
- Elmsburg, die zeitweise im Besitz des Deutschritterordens war (Bodenreste)
- Burg Langeleben, im Dreißigjährigen Krieg zerstört, heute Ruine
- Wasserburg des Deutschritterordens am großen Teich im Reitlingstal, später Vorwerk, keine Überreste, heute Weide- und Bauernhof
Während der Elm heute, bis auf einzel stehende Gebäude, fast siedlungsfrei ist, gab es im Mittelalter mehrere Ansiedlungen. Das waren die Dörfer Groß Rode und Brunsleberfeld (heute Förstereien) sowie der Weiler Langeleben mit Burg.
Jagdrevier
Zu allen Zeiten hat der Elm als bevorzugtes Jagdgebiet eine große Rolle gespielt. An den reichen Wildbestand erinnern noch zahlreiche Ortsbezeichnungen, wie Bärensohl, Wolfskuhlen, Saukuhle und Herzberg (Hirschberg). Die hohe Jagd war ursprünglich Königsrecht. Im Jahre 997 verlieh aber Kaiser Otto III. den Wildbann dem Bischof von Halberstadt.
Holzrevier
Boden
Aufgrund seiner günstigen Bodenverhältnisse mit Lössboden über Kalkstein war der Elm immer mit Wald bedeckt. In seiner natürlichen Form war dies ein Laubmischwald. Bedeutungsvolle Holzarten waren vor allem die Ulme, die dem Elm den Namen gegeben hat, die auf Kalkboden gut gedeihende Buche und die Eiche, die wegen der Mast bevorzugt wurde. Auf die Gehölze weisen auch alte Forstortbezeichnungen im Elm hin, wie Buchberg (Buche), Heinebuchen (Hainbuche), Lindental (Linde), Hasselwinkel (Hasel).
Mittelalter
Bis etwa zum 10. Jahrhundert war der Elm ein königseigener Forstbezirk. Danach wurde der Wald des Höhenzuges von den rund 70 umliegenden Dörfern landwirtschaftlich genutzt. Jedes Dorf hatte mit seinen Waldbesitzern, den Markgenossen, seinen eigenen Anteil am Elm. Bei jährlichen Holzgerichten wurde unter Vorsitz eines gewählten Holzgrafen über die Waldnutzung, wie Einsetzen von Förstern, Strafen für Holzdiebstahl (Holzfrevel) zu beraten.
1530 wurde die erste Forstordnung für den Elm erlassen. Seitdem wird er planmäßig bewirtschaftet. Seit dem 17./18. Jahrhundert wird die Buche stark gefördert, so dass der Elm heute als „Norddeutschlands schönster Buchenwald” gilt. Als erste Nadelhölzer wurden 1726 Fichten, 1763 die ersten Lärchen im Warberger Forst gepflanzt. Sie entwickeln sich sehr günstig, und es gibt 40 bis 50 Meter hohe Exemplare.
Buchenhochwald
Im Norden ist der Buchen-Hochwald weit verbreitet. Das sind hier bis zu 30 Meter hohe und rund 150 Jahre alte Buchen. Da die Stämme säulenartig aufragen und die laubtragenden Äste erst in etwa 15 m Höhe ansetzen, bekommt der Wald einen hallenartigen Charakter. Er wird auch „Buchenhallenwald“ oder wegen des Eindrucks aus gotischen Kirchen ebenso „Walddom“ genannt. Da die Bäume einen dichten Kronenschluss haben und kaum Licht durchfällt, gibt es in diesem Waldtyp fast kein Unterholz. Flächige Naturverjüngung mit Buchen tritt meistens erst mit Beginn der forstlichen Endnutzung auf. Hier werden in einem Zeitraum über teilweise mehrere Jahrzehnte schrittweise die hiebsreifen Buchen entnommen, und man ermöglicht so das Aufkommen von Buchenjungpflanzen.
Heute
Als Holzlieferant hat der Elm auch heute noch eine große Bedeutung. Dabei liegt der Holzeinschlagsmenge pro Hektar über dem deutschen Durchschnitt und der Anteil an Nutzholz (ca. 80 Prozent) ist bei geringem Brenn- und Abfallholz hoch. Bereits 1874 rühmt der Dichter Wilhelm Raabe in seinem Werk „Meister Autor“ den Elm als Musterforst, der weit über die deutsche Grenzen bekannt sei.
Mastrevier
Seit dem Mittelalter wurden in den Elm jedes Jahr von Oktober bis Dezember Schweine zur Mast mit Eicheln und Bucheckern getrieben. Laut den Aufzeichnungen aus einem guten Mastjahr (1687) hielten sich bis zu 4.000 Tiere in den Elmwäldern auf. Aber auch Rinder, Pferde und Schafe nutzten die Waldweide. Auf die Mastorte weisen noch heute die Forstbezeichnungen Kuhspringtal, Bockslager, Ziegenberg hin. Die Triftwege, auf denen das Vieh in den Elm getrieben wurde, beispielsweise die Evesser und Küblinger Trift, sind heute noch als breite Graswege zu erkennen.
Steinlieferant
Die Steinbrüche im Elm dienten in früheren Jahrhunderten der Gewinnung des wertvollen Elmkalksteins, der für Bauzwecke verwendet wurde. Aus dem Kalkstein wurden nicht nur die Kirchen, Burgen und Schlösser rings um den Elm errichtet, wie der Kaiserdom Königslutter, sondern er wurde auch bei weiter entfernteren Bauten verwendet, wie in Braunschweig für das Altstadt-Rathaus und die Prunkfassade des Gewandhauses. Steinmetzarbeiten aus dem Elm wurden bereits 1404 nach Bremen zur Errichtung des Bremer Rolands transportiert.
Literatur
- Heinz-Bruno Krieger: Elmsagen. Oeding, Braunschweig-Schöppenstedt 1967.
- Heinz Röhr: Der Elm. Oeding, Braunschweig-Schöppenstedt 1962.
Weblinks
Quelle
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