Universität Helmstedt: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 23. März 2011, 19:21 Uhr
Die Universität Helmstedt (Academia Julia oder Academia Julia Carolina oder „academia helmstadiensis“) war die erste protestantische Universität in Norddeutschland und bestand von 1576 bis 1810.[1]
Überblick
Die Academia Julia wurde am 15. Oktober 1576 von Herzog Julius, Fürst von Braunschweig-Wolfenbüttel, in Helmstedt als erste protestantische Universität Norddeutschlands gegründet. Rektoren wurden aus Tradition immer die Herzöge und Fürsten von Braunschweig-Wolfenbüttel. Den Anfang machte der zwölfjährige Sohn des Gründers, der spätere Herzog Heinrich Julius.[2]
Durch zahlreiche berühmte Persönlichkeiten verbreitete sich der Ruf der neuen Hochschule. 1625 war die Universität Helmstedt die drittgrößte Universität des deutschen Sprachraums. 1592 wurde mit dem Bau des späteren Hauptgebäudes, des Juleums, begonnen.[3]
Der Lehrbetrieb der Universität gliederte sich in die drei berufsbezogenen Fakultäten Theologie, Jura und Medizin sowie der grundlegenden Fakultät Philosophie mit den Sieben Freien Künsten.[4]
Die Universität Rinteln, Universität Rostock („Alma Mater Rostochiensis“) und die Universität Wittenberg („Leucorea“) waren führende gutachterliche Universitäten während der Hexenprozesse. Die Spruchpraxis an den allgemeinen deutschen juristischen Fakultäten war recht unterschiedlich. Die juristischen Fakultäten der Universität Helmstedt und Rinteln galten als „hardliner“ in Sachen Hexenverfolgung.[5]
Durch die Errichtung weiterer Hochschulen in Norddeutschland, z. B. die Universität Kiel, begann in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die Attraktivität Helmstedts nachzulassen. 1795 studierten nur noch 97 junge Männer in Helmstedt.[6]
Während der Zeit der französischen Besetzung wurde die Universität Helmstedt zum Ende des Wintersemesters 1809/1810 zugunsten der anderen welfischen Hochschulgründung, der Universität Göttingen, von Jérôme Bonaparte, dem Halbbruder Napoleons I., aufgelöst.[7]
Die Studenten der Universität Helmstedt waren für ihre ausgeprägte Neigung zu Duellen bekannt. Ein zeitgenössisches Sprichwort der deutschen Studentenschaft lautete:
- „Wer von Jena kommt ohne Weib,
- Von Wittenberg mit heilem Leib,
- Von Helmstedt ungeschlagen,
- Der hat von Glück zu sagen.“[8]
Der Schriftsteller Wilhelm Raabe machte ein bekanntes Helmstedter Studentenduell aus dem Jahr 1584 zum Gegenstand seiner Erzählung Die alte Universität (1858).[9]
Die ehemalige Universitätsbibliothek Helmstedt besitzt noch heute einen bedeutenden Buchbestand von rund 35.000 Titeln, vorwiegend aus der Zeit von 1490 bis 1810. Ein weiterer Teil der Bestände befindet sich in der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel.[10]
Bekannte Persönlichkeiten
An der Helmstedter Universität lehrten oder studierten unter anderem folgende Personen (nach chronologischer Sortierung):
- Johannes Caselius (1533-1613), Philosoph und Humanist
- Johannes Borcholt (1535-1593), Rechtswissenschaftler
- Giordano Bruno (1548-1600), Philosoph und Dichter
- Johann Arndt (1555-1621), Theologe
- Leopold Hackelmann (1563-1619), Rechtsgelehrter
- Otto von Guericke (1602-1686), Jurist und Naturwissenschaftler
- Sethus Calvisius (1556-1615), Komponist
- Georg Calixt (1586-1656), Theologe
- Johann Stucke (1587-1653), Jurist
- Joachim Jungius (1587-1657), Mathematiker u.Mediziner, hier als Professor für Medizin, 1628
- Heinrich Wendt (1605-1683), Chronist
- Hermann Conring (1606-1681), Universalgelehrter
- Justus Georg Schottelius (1612-1676), Sprachgelehrter
- Johannes Henichius (1616-1671), Theologe
- Peter Axen (1635-1707), Jurist, Philologe, Humanist und Diplomat
- Heinrich Meibom (1638-1700), Mediziner und Dichter
- Johann Fabricius (1644-1729), Theologe
- Konrad Barthold Behrens (1660-1736), Arzt und Historiker
- Hermann von der Hardt (1660-1746), Orientalist und Historiker
- Johann Christian Lünig (1662-1740), Jurist, Historiker und Publizist
- Lorenz Heister (1683-1758), Mediziner
- Augustin Leyser (1683-1752), Jurist
- Gottfried Ludwig Mencke der Jüngere (1712-1762), Jurist
- Johann Lorenz von Mosheim (1693-1755), Theologe
- Paul Gottlieb Werlhof (1699-1767), Mediziner
- Anton Wilhelm Amo (1700-1754), Philosoph; erster schwarzafrikanischer Student Europas
- Johann Christian Wernsdorf I. (1723-1793), Schriftsteller, Dichter und Rhetoriker
- Gottfried Christoph Beireis (1730-1809), Mediziner und Chemiker
- Wilhelm Abraham Teller (1734-1804), Theologe
- Johann Georg Jacobi (1740-1814), Dichter
- Heinrich Philipp Sextro (1746-1838), Theologe
- Joachim Heinrich Campe (1746-1818), Schriftsteller und Verleger
- Heinrich Philipp Konrad Henke (1752-1809), Theologe
- Johann Friedrich Pfaff (1765-1825), Mathematiker
- Carl Friedrich Gauß (1777-1855), Mathematiker und Astronom
- Wilhelm Gesenius (1786-1842), Theologe
- siehe auch Liste der Helmstedter Hochschullehrer
Einzelnachweis
- ↑ Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, Universität Helmstedt, (Website von Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, 20. Dezember 2008).
- ↑ Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, Universität Helmstedt, (Website von Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, 20. Dezember 2008).
- ↑ Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, Universität Helmstedt, (Website von Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, 20. Dezember 2008).
- ↑ Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, Universität Helmstedt, (Website von Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, 20. Dezember 2008).
- ↑ Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, Universität Helmstedt, (Website von Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, 20. Dezember 2008).
- ↑ Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, Universität Helmstedt, (Website von Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, 20. Dezember 2008).
- ↑ Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, Universität Helmstedt, (Website von Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, 20. Dezember 2008).
- ↑ Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, Universität Helmstedt, (Website von Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, 20. Dezember 2008).
- ↑ Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, Universität Helmstedt, (Website von Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, 20. Dezember 2008).
- ↑ Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, Universität Helmstedt, (Website von Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, 20. Dezember 2008).